"Nachhaltigkeit braucht Lebenszyklus.
Lebenszyklus braucht Prozessinnovation."
Über uns

Strategisches Leitbild für eine innovative, klimaschützende und nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft

„Wer nicht nachhaltig baut, baut in Zukunft gar nicht mehr“ – so lautet eine der 12 strategischen Leitsätze des am 9. Juni 2021 gewählten Vorstands der IG LEBENSZYKLUS BAU. Das strategische Leitbild ist ehrgeizig und visionär, versteht sich als laufendes Arbeitsprogramm und Zielsetzung zugleich, und dient als Orientierung für eine innovative, klimaschützende und nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft. An dessen Details arbeiten bereits rund 100 Unternehmen aus der Branche unter Beteiligung führender Projektentwickler, Wissenschaftler und Bauherren. 

 

2011 wurde die IG LEBENSZYKLUS BAU mit dem Ziel einer lebenszyklusorientierten Gesamtoptimierung von Gebäuden

gegründet und hat seitdem rund 20 Leitfäden veröffentlicht, die Bauherren und Branchenvertreter dabei unterstützen, ihre Gebäude ganzheitlich planen, bauen und bewirtschaften zu können.

 

IG Lebenszyklus Bau Kongress 2022, 15.11.2022, Wien, © IG Lebenszyklus Bau/Leo Hagen
© IG Lebenszyklus Bau/Leo Hagen

 

Das vom Vorstand der IG LEBENSZYKLUS BAU, bestehend aus Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte), Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller Architekten), Klaus Reisinger (iC consulenten), Wolfgang Kradischnig (DELTA), Stefan Rufera (KPMG Austria) und Christoph Müller-Thiede (M.O.O.CON) (v.l.n.r.) in Abstimmung mit den Mitgliedern der IG LEBENSZYKLUS BAU erarbeitete strategische Leitbild, sind aus den aktuellen Arbeitsgruppen heraus entstanden und sollen in diesem Rahmen auch weiterentwickelt werden.

 

„Wir laden alle interessierten Branchenvertreter und interessierten Institutionen dazu ein, sich an diesem Prozess zu beteiligen, der nicht nur uns als Branche, sondern die gebaute Umwelt und damit die Gesellschaft, in der wir heute leben, betrifft“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher IG Lebenszyklus Bau.

Das strategische Leitbild im Überblick

 

Der Klimawandel gilt als größte Herausforderung aktueller und künftiger Entwicklungen. Ca. 38% der globalen klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen werden weltweit vom Bausektor erzeugt.[1] Bis zum Jahr 2050 soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent werden.[2] Es ist also höchste Zeit zu handeln, um eine lebenswerte Zukunft sicherzustellen.

 

Wir, die IG LEBENSZYKLUS BAU, sehen uns daher in der Verantwortung, einen Beitrag zur Verminderung der schädlichen Emissionen aus dem Bau- und Immobiliensektor zu leisten. Wir streben eine nachhaltige Entwicklung unter gleichwertiger Beachtung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Ziele an. Wir wollen hierzu eine Vermittlerrolle einnehmen – innerhalb der Branchen, die unmittelbar am Baugeschehen und dem Betreiben der Bauten befasst sind. Hier wollen wir Informationen über neue Technologien, Prozesse und Netzwerke zielgerecht zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus suchen wir den Kontakt zur Politik und planenden Verwaltung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, um effiziente Leitplanken für ressourcenschonende und emissionsfreie Bauten zu erreichen. Wir wenden uns weiters an Institutionen und Einzelpersonen, die Gebäude errichten, finanzieren und verwalten. Hier besteht ein großer Bedarf an Information über ein ressourcenarmes und umweltfreundliches Bauen und Betreiben.

 

Um diese Ziele zu erreichen, haben wir zwölf strategische Leitthemen entwickelt, die uns als wesentlich erscheinen, um die Transformation zu einem umweltgerechten Bausektor anzuregen und umzusetzen. Sie haben hinsichtlich der drei Zielgruppen oftmals eine unterschiedliche Bedeutung, die es in weiterer Folge herauszuarbeiten gilt.

 

[1] Quelle: https://www.diepresse.com/5912673/unep-co2-ausstoss-im-gebaude-und-bausektor-auf-hochstniveau

[2]Quelle:  https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/delivering-european-green-deal_de

 

 

Soziale Nachhaltigkeit:

 

  • Fortschritt gibt es nur mit sozialer Nachhaltigkeit. Gesellschaftliche, klimatische und technologische Umbrüche gehen mit Veränderungen einher, die eine zentrale Berücksichtigung sozialer Nachhaltigkeitskriterien brauchen. Soziale Kosten sind von der gesamten Gesellschaft zu tragen und fair aufzuteilen.

 

Gebäude:

 

  • Wir errichten und betreiben Gebäude bis 2035 klimaneutral. Voraussetzung dafür ist, dass weitere technische Innovationen in den Bereichen der Gebäudeerrichtung, des Energieverbrauchs und der Mobilität bereits zum Standard geworden sind.

 

  • Die digitale Inventur ist das Fundament einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Der Bestand muss digitalisiert werden und Neubauten müssen aus demontierbaren und digital dokumentierten Einzelkomponenten bestehen, um einen Reuse- und Recyclingfaktor von mehr als 90 Prozent erreichen zu können.

 

  • Wer nicht nachhaltig baut, baut in Zukunft gar nicht mehr. Aufgrund der regulatorischen (ESG- Kriterien), gesellschaftspolitischen und kommerziellen Rahmenbedingungen, verliert das Planen, Bauen, Betreiben und Finanzieren von nicht-nachhaltigen Gebäuden massiv an Attraktivität und Akzeptanz.

 

Raum: 

 

  • Grund und Boden müssen als spekulative Commodity aus dem Markt genommen werden. Grund und Boden werden entlang des allgemeinen Index wertgesichert. Gewinne über dieser Wertsicherung sind der Allgemeinheit abzuführen.

 

  • Die Versiegelung von Grund und Boden muss sofort gestoppt werden. Raum-und Bauordnung müssen dafür Sorge tragen, dass der neue Landverbrauch und die Neu-Versiegelung auf Null reduziert werden.

 

  • Die Stadt der Zukunft muss aus multifunktionalen, flexiblen und lebenswerten Quartieren bestehen. Quartiere sind grundsätzlich autofrei und durch einen leistungsfähigen öffentlichen Verkehr miteinander verbunden.

 

  • Umweltschutz und Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind Selbstzweck. Beides sind Werte aus sich heraus und dienen nicht zur Behübschung.

 

  • Umweltschutz und Nachhaltigkeitsmaßnahmen brauchen messbare, inhaltlich nachvollziehbare und bereichsrelevante Kriterien. Eine öffentliche Beteiligung soll, wo dies geboten erscheint, ermöglicht werden.

 

K.O.P.T. (Kultur-Organisation-Prozesse-Technologie):

 

  • Partnerschaftliche Kultur ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Gebäude- und Raumentwicklung. Für eine partnerschaftliche Kultur braucht es das Vertrauen der Menschen zueinander, ein gemeinsames Ziel, den Glauben an die Erreichbarkeit und ein motivierendes Miteinander.

 

  • Wer nachhaltig bauen und betreiben will, muss bei der Organisation und den Prozessen beginnen sowie sämtliche Beteiligten frühzeitig einbinden. Transparenz bei Aufbauorganisation und Prozessen generiert Sicherheit und breites Engagement.

 

  • Digitalisierung ist das zentrale Element, um Gebäude umweltgerecht, wirtschaftlich und sozial zu realisieren. Nur so kann nachhaltig im Lebenszyklus geplant, gebaut, finanziert und betrieben werden.