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3. Vom Me-Project zum We-Project

 

Vom Me-Project zum We-Project – Best Practice: Sedlak

Bauunternehmen Sedlak © Sedlak
Bauunternehmen Sedlak © Sedlak

Wenn der wöchentliche Jour fixe im Big Room startet, meist im Stehen an ein paar Cocktail-Tischen zum Anlehen, wird’s bunt an den Wänden. Denn statt mit einem klassischen Bauzeitenplan arbeitet das 1945 gegründete Bauunternehmen Sedlak seit einigen Jahren nach den Prinzipien des Lean- Managements. „Wir haben unser Besprechungssystem sukzessive optimiert“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Sedlak. „Dazu gehört auch, dass wir die Lean-Besprechungen analog abhalten, so richtig mit farbigen Post-its und handschriftlichen Kommentaren.“

 

Die Teamleiter der einzelnen Gewerke verhandeln gemeinsam, wie viel Zeit die Prozesse benötigen und welche Etappenziele in den nächsten Wochen zu erreichen sind. Im Gegensatz zu einem top-down verordneten Bauzeitenplan können auf diese Weise Arbeitszeiten verkürzt, Stehzeiten vermieden und Schnittstellen optimiert werden. Zudem sinkt auch die Materialverschwendung, weil nun zielgerichteter bestellt und eingekauft wird.

 

„Mit Kooperation erreichen wir mehr als mit kompetitiver Baustellenkultur“, so Sedlak, „denn jedes Team ist nur so stark wie das schwächste Glied in der Kette.“ Beim Sanierungsprojekt des SVS-Gebäudes in der Wiedner Hauptstraße hat man beschlossen, um eine Störung des Baufortschritts zu vermeiden, einem Nachunternehmen unter die Arme gegriffen. Sedlak: „Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Wir die Zukunft liegt.“

 

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Vom Me-Project zum We-Project – Experte: Harald Katzmair

Harald Katzmair, Netzwerk-Analytiker, FASresearch © FASresearch
Harald Katzmair, Netzwerk-Analytiker, FASresearch © FASresearch

Sie beschäftigen sich seit langer Zeit mit Netzwerken im Business-Kontext. Welche Rolle spielt das Netzwerk in der Bauwirtschaft?

Bauen und gemeinsame Wertschöpfung ohne Netz-werk sind undenkbar. Wir sind alle Teil einer Input- Output-Beziehung. Ohne Netzwerk ist keine Entwicklung möglich.

 

Noch ist die Baubranche von Konkurrenz und Wettbewerbswesen geprägt. Wie schaffen wir den Umstieg auf Kooperation und Co-Kreation?

Das ist die Gretchenfrage! Wir müssen uns dessen bewusst werden, dass die Themen und Heraus-forderungen, die vor uns liegen, uns alle betreffen und auch nicht unilateral zu lösen sind. In der Katastrophenhilfe zum Beispiel – ob Hochwasser, Waldbrände oder Corona-Pandemie – halten die Menschen zusammen und kooperieren. Die Klimakatastrophe wird uns auch schon bald zum Kooperieren und zum Aufsetzen von We-Projects zwingen.

 

Von welchen Branchen oder Unternehmen können wir uns etwas abschauen?

Von Hackern und Gamern! Starke Zusammenhänge gibt es beispielsweise aber auch unter Winzern, Bio-Bäckern und Möbelbauern – also überall dort, wo eine Zunft gegen eine größere, globalisierte Macht ankämpft und in ihrer Existenz bedroht ist. Und, ganz ehrlich: In ihrer heutigen Monoform ist die Baubranche ebenfalls bedroht. Ich halte es gern mit Antonio Gramsci, der schon vor 100 Jahren schrieb: „Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.“

 

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