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8. Biophilic Design
Biophilic Design – Best Practice: Grüne Erde
Das oberösterreichische Unternehmen Grüne Erde wurde 1983 gegründet und ist auf die Produktion von Biomöbeln und ökologischen Heimtextilien und Wohnaccessoires spezialisiert. Der neue Schauraum und Produktionsstandort im Almtal sollte die biologische Wertehaltung auch auf der Ebene der Architektur widerspiegeln.
Architekt Klaus Klaas Loenhart und Bauherr Reinhard Kepplinger entschieden sich, die sogenannte Grüne Erde Welt auf dem bereits versiegelten Standort eines ehemaligen Küchenherstellers zu errichten und sowohl in der Architektur als auch im Innenausbau die Prinzipien des Biophilic Design anzuwenden. Das Resultat ist ein Holzbau mit weiß lasierten Fichtestützen und aussteifenden und zugleich schallschluckenden Holzkassetten an der Decke. In Anlehnung an die komplett metallfreien Möbel im Sortiment wurde im gesamten Gebäude zu 98 Prozent auf erdölbasierte Produkte verzichtet.
Herzstück des Projekts sind die 13 begrünten Lichtatrien, die unterschiedlich bestückt und bepflanzt sind und im Sommer bei geöffneten Fenstern zur Querlüftung genutzt werden können. Die Laub- und Nadelbäume und die vielen Gräser und Sträucher bereichern nicht nur den Schauraum, sondern vor allem auch die insgesamt 50 Arbeitsplätze in der Polster- und Matratzenproduktionshalle. Der Blick ins Grüne rückt das Arbeiten in ein neues Licht.
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Biophilic Design – Expertin: Helga Fassbinder
Sie haben schon eine Biotope City in Wien konzipiert und planen bereits die nächste. Was sind die Learnings?
Biotope sind sehr arbeitsteilig. Schon ohne Grün haben einzelne Disziplinen die größte Mühe zu kooperieren. Mit Grün ist es noch viel komplizierter. Es braucht von Anfang an ein Biotop-Management auf operativer Ebene.
Wie schaut es im Innenraum aus?
Besser. Denn all das, wofür wir auf Stadtplanungsebene noch kämpfen, hat die Privatwirtschaft in ihren Büroräumlichkeiten längst erkannt und angewandt. Pflanzen und Grünraumplanung sind aus vielen Innenräumen nicht mehr wegzudenken. Und oft wird die Flora gar nicht mehr gekauft, sondern mit diversen Service-Leistungen angemietet. Das könnte man auch auf den Außenraum übertragen.
Wie können wir von Biophilic Design profitieren?
Unsere architektonische Ästhetik basiert immer noch auf einer harten Trennung von Totem und Lebendigem. Das eine können wir selbst erschaffen und kontrollieren, das andere jedoch entzieht sich unserer absoluten Kontrolle. Biophilic Design vereint diese beiden scheinbaren Gegensätzlichkeiten zu einer Symbiose – und bedingt eine professionelle Steuerung, Betreuung und Beobachtung grüner, lebendiger Materie. Das mag nach Steuerungssucht klingen, ist aber nichts anderes als unsere eigene, längst überfällige Einordnung in den Zyklus des Lebendigen.