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1. Kein Bauen ohne Klimaresilienz
Kein Bauen ohne Klimaresilienz – Expertin: Karin Stieldorf
Jahrzehntelang folgte die Bauwirtschaft drei wesentlichen Kriterien: Zeit, Geld und Effizienz. Welche Themen werden in Zukunft unser Bauen bestimmen?
Die Wichtigkeit von Investitionsgeld wird angesichts der immer höheren Betriebs- und Energiekosten abnehmen. Der Stellenwert von Effizienz hingegen wird deutlich zunehmen. Was die Zeit betrifft: Diese drängt, es bleibt uns nicht mehr viel davon zu handeln. Und es kommt noch eine vierte Komponente hinzu, und zwar die Klimaresilienz.
Inwiefern?
Wir haben das Klima mit unserem Bauen und unserem Verhalten schon zur Genüge beeinflusst. Jetzt geht es darum, die Verantwortung dafür zu übernehmen und die künftigen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Wie wird man diese Parameter qualifizieren und quantifizieren können?
Mit Bewertungsstrukturen, die heute schon existieren, die wir angesichts der Klimakrise aber noch adaptieren und dringend verschärfen müssen. Bewertungsstrukturen sind nicht in Stein gemeißelt.
Empfehlung? Verpflichtung? Kontrolle?
Zu Beginn sind Empfehlungen sehr hilfreich. Aber schon bald werden wir daraus eine Klimaresilienz- Verpflichtung machen müssen. Was mich optimistisch stimmt: In der jetzigen Generation an Architekt*innen und Auftraggeber*innen müssen wir noch darum kämpfen, bei den heute Studierenden jedoch stößt das Thema Klimaresilienz bereits auf riesige Resonanz.
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Kein Bauen ohne Klimaresilienz – Best Practice: Denkwerkstatt
24 Kühe, 16 Kälber und zwölf Mutterschweine: Das ist die Erinnerung an den ehemaligen, 1982 von seinem Vater errichteten Stall in Hittisau, Vorarlberg, in dem er sich nach der Schule einst täglich um die Tiere zu kümmern hatte. „Das Gebäude war bis zuletzt intakt“, sagt der Architekt und LED-Produzent Georg Bechter. „Daher war für mich klar, dass ich es auf jeden Fall erhalten und weiternutzen möchte.“
In den letzten Jahren hat er den Stall zu einem Hybrid aus Büro, Labor, Schauraum und Lampenmanufaktur umgebaut. Ergänzt wurde der Holzbau mit 650 Strohballen als Wärmedämmung, mit rauem Lehmputz an den Wänden sowie mit einem verdichteten, geschliffenen, gewachsten Stampfboden. Die neu eingezogene Stahlbetondecke wurde mit neun Millimeter dicker Schafwolle verkleidet. Alle Baustoffe stammen aus der Region, für die Bauarbeiten wurden 30 Handwerksbetriebe aus dem Bregenzerwald beauftragt.
Zu den technischen Werten zählen Wärmepumpe, Solarthermie sowie eine am Dach installierte Photovoltaik-Anlage. Die ehemalige Jauchegrube unter dem Parkplatz wurde zum Eisspeicher umfunktioniert. „Ich finde die Mischung, die uns hier gelungen ist, einfach nur saucool“, sagt Bechter. „Und sie ist ein schönes, lustmachendes Symbol dafür, dass Bauen und Umbauen ohne Fokus auf Ökologie und Klimaresilienz in Zukunft nicht mehr möglich sein wird.“