Übersicht

5. Regionalisierung: Auf die Nähe kommt es an

 

Regionalisierung: Auf die Nähe kommt es an – Expertin: Sibylla Zech

Sibylla Zech, Professorin für Regionalplanung und
Regionalentwicklung, TU Wien © Forschungsbereich Regionalplanung
Sibylla Zech, Professorin für Regionalplanung und Regionalentwicklung, TU Wien © Forschungsbereich Regionalplanung

Ist das Thema Regionalität bereits in der Baubranche angekommen?

Nicht grundsätzlich, aber manche Regionen haben bereits erkannt, dass eine regionale Identität auch wirtschaftlich interessant sein kann. Das Burgenland, die Südsteiermark, der Bregenzerwald und viele abgelegene Gebirgstäler gehen hier mit gutem Beispiel voran.

 

Meist sind regionale Rohstoffe und regionales Handwerk teurer als Alternativen aus dem glo-balen Raum. Welche Instrumente sehen Sie, um hier eine Kostenwahrheit herzustellen?

Egal ob Marmor aus China oder Wein aus Austra-lien: Transport ist viel zu billig, und das ist zugleich eines der größten Hemmnisse für ein regionales Bekenntnis. Um das zu ändern, müssen wir vor allem den Transport auf der Straße mit Maut und Steuern belasten und die finanziellen Mittel zur Stärkung von Schiene und Region investieren.

 

Was können die Regionen selbst tun, um die Konkurrenzfähigkeit zu steigern?

Es geht um regionale Kooperationen, ob das nun über Regionalverbände, Regionalmanagement oder regionale EU-Förderprogramme wie etwa LEADER oder Interreg geht. Ein schönes Konzept haben auch die KLAR!-Klimaanpassungsregionen. Spannend ist, dass auf einer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ebene schon sehr viel Kooperation stattfindet. Jetzt geht es darum, die transregionale Zusammenarbeit auch auf die Baukultur zu übertragen.

 

Trend-Report herunterladen


Das könnte Sie auch interessieren...

 

Regionalisierung: Auf die Nähe kommt es an – Best Practice: Rotor

Gebäudesanierung Zinneke in Brüssel © Delphine Mathy, Rotor
Gebäudesanierung Zinneke in Brüssel © Delphine Mathy, Rotor

Mit dem Bekenntnis zu Kreislaufwirtschaft und Urban Mining gewinnen auch die Abbruch- und Sanierungshäuser in unseren Städten zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zu früher wird nicht mehr mit der Abrissbirne zugeschlagen, sondern sorgfältig demontiert, denn jedes bestehende Bauwerk ist eine wertvolle Rohstoffquelle für lokale und regionale Folgeprojekte.

 

Einige Pioniere wie etwa BauKarussell und Materialnomaden (Wien), Concular (Stuttgart), Bellastock (Paris) oder das baubüro in situ (Basel) haben sich genau darauf spezialisiert. Auch die in Brüssel beheimatete Kooperative Rotor und ihr 2016 gegründetes Spin-off Rotor DC Deconstruction & Consulting legen ihren Fokus auf Reuse und Recycle von materiell, kulturell und ortsspezifisch wertvollen Ressourcen.

 

Erst letztes Jahr wurde der Umbau der sozialkünstlerischen Organisation Zinneke auf der Place Masui im Norden Brüssels fertiggestellt. In einem behutsamen Reparaturprozess ist es gelungen, 94 Prozent der Gebäudemasse des historischen Hauses zu erhalten. Die restlichen Baustoffe und Bauteile wie etwa Türen, Fenster, Radiatoren, Stahlträger, Stiegengeländer, Steinwolle und 300 Quadratmeter Eichenparkett wurden aus nahe gelegenen Bezugsquellen zusammengetragen und verleihen dem sanierten Haus nun einen frischen und frechen Spirit. Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!

 

Trend-Report herunterladen


Das könnte Sie auch interessieren...