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6. Das Viertelstunden-Quartier

 

Das Viertelstunden-Quartier – Best Practice: Europaallee, Zürich

Europaallee in Zürich © René Dürr, Lucas Peters Architecture Photography, KCAP
Europaallee in Zürich © René Dürr, Lucas Peters Architecture Photography, KCAP

Einst waren hier Lagerhallen der Schweizer Bundesbahnen (SBB) untergebracht, nun wurde das acht Hektar große Areal in unmittelbarer Nähe zum Zürcher Hauptbahnhof zu einem gemischt genutzten Stadtquartier ausgebaut – mit 46 % Büronutzung, 23 % Wohnen, 20 % Bildung und elf Prozent Kultur, Gewerbe und Gastronomie.

 

„Neben dem großen Nutzungsmix gibt es ein ziemlich ausgeklügeltes Strategiekonzept für die Nutzung der Erdgeschoß- und Arkadenzone“, sagt Ute Schneider, Partnerin bei KCAP Architects & Planners. „Die SBB und die Developer haben sich darauf geeinigt, die Geschäftsmieten etwas niedriger anzusiedeln. Zudem wurden die Mieteinheiten bewusst so gestaltet, dass sie für einen H&M oder einen Zara zu klein und somit auch nicht attraktiv sind.“ Angesiedelt hat sich eine junge, alternative Gewerbe- und Gastronomieszene mit einem gewissen Lokalkolorit. Zudem dient die Pädagogische Hochschule als wertvoller Frequenzbringer in den Tagesrandzeiten.

 

Aufgrund der zum Teil monotonen Freiraumarchitektur und der hochpreisigen Marktpositionierung wird die autofreie Europaallee in Fachkreisen – zu Recht – stark kritisiert. Und dennoch ist das neu geschaffene Viertelstunden-Quartier ein gutes Beispiel dafür, wie mit gezieltem Management eine multifunktionale Stadt der kurzen Wege geschaffen werden kann. Aus den restlichen Fehlern kann man noch lernen.

 

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Das Viertelstunden-Quartier – Expertin: Helle Søholt

Helle Søholt, Stadtplanerin, Gehl People © Gehl People
Helle Søholt, Stadtplanerin, Gehl People © Gehl People

Welche Beispiele fallen Ihnen ein, wenn Sie an das Viertelstunden-Quartier denken?

Kopenhagen mit seinen Fußgängerzonen, Radwegen und inklusiven Gestaltungen. Paris mit seiner hoch zelebrierten Flanierkultur und seinen innovativen Mobilitätskonzepten. Aber auch Tokio mit seinen vielen dörflichen Strukturen, die heute immer noch Sicherheit und hohe Lebensqualität ausstrahlen.

 

Was sind die wichtigsten Elemente eines solchen Quartiers?

Die gute Erreichbarkeit braucht eine hohe Vielfalt und Kompaktheit von Gebäuden und Freiräumen. Aber auch die Software muss stimmen: Zugang zu unseren täglichen Bedürfnissen wie etwa Supermarkt, Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, Arbeitsplatz, Bildungseinrichtungen, Gesund-heitsinfrastruktur sowie zu kulturellen, sportlichen und religiösen Einrichtungen für zwischenmensch-liche Begegnung.

 

Welche Kräfte brauchen wir, um die Transformation zu schaffen?

Verpassen Sie keine Krise, um etwas zu verändern! Tatsächlich haben uns die meisten Krisen historisch dazu gezwungen, unsere Denk-, Planungs-und Lebensweise zu ändern. Auch die Weltfinanzkrise, die Klimakrise, die Covid-Pandemie und nicht zuletzt die aktuelle Energiekrise haben die Transformation extrem begünstigt. Die Welt ist agil, aber sie muss noch agiler, noch inklusiver, noch resilienter werden. Gemischte Quartiere sind Teil der Lösung.

 

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