"Nachhaltigkeit braucht Lebenszyklus.
Lebenszyklus braucht Prozessinnovation."
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Vom TREND zur gebauten Wirklichkeit: Die ZeitenWENDE als Chance

 

 

Unter dem Motto „Vom TREND zur gebauten Wirklichkeit: Die ZeitenWENDE als Chance“ fand am 14. November der jährliche Herbstkongress der IG Lebenszyklus Bau statt. Rund 170 Teilnehmer:innen informierten sich dabei zu brandaktuellen Themen rund um nachhaltige Raum- und Gebäudeentwicklung vor dem Hintergrund von Klimawandel, Ressourcenknappheit und neuen sozialen Herausforderungen. Im Mittelpunkt standen dabei sechs Leitfäden zu den Themen Gebäudesanierung, Bodenversiegelung im ländlichen Raum, Greenwashing, Lieferkettengesetz, mehrwertorientierte Dachflächennutzung und Klimarisikobewertung von Gebäuden. Die Leitfäden sind das Ergebnis eines intensiven Arbeitsjahres, an dem mehr als 100 Expert:innen aus rund 60 Unternehmen und Forschungseinrichtungen beteiligt waren. Sie bieten konkrete Analysen und Tools für Bauherren und Branchenvertreter:innen.

 

Alle Leitfäden und der Trend-Report stehen unter folgendem Link zum kostenfreien Download zur Verfügung:

 

Zu den Publikationen 2023

 

„Kühler wird es nicht mehr, aber wir können etwas tun“

 

„Wien wird Athen! Dafür ist es nicht gebaut! Erinnern Sie sich bitte im Jahr 2050 an diesen ‚Rekordsommer‘ zurück, sie werden nicht mehr viel kühlere Sommer erleben. Wir sind am Anfang und nicht am Ende der Erderwärmung.“ Emotional und mit erschreckenden Fakten zu den Auswirkungen des Klimawandels, musikalisch untermalt von Michael Jackson’s Earth Song, eröffnete Vorstandsmitglied Klaus Reisinger, ClimatePartner, den Kongress gemeinsam mit Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau, DELTA, der im Anschluss die Verantwortung der Baubranche und jedes Einzelnen hervorhob: „Wir können diese Verantwortung nicht abgeben. Der Hebel der Bau- und Immobilienbranche ist groß und wir haben jetzt – auch, aber nicht nur, getrieben durch neue Gesetze und Rahmenbedingungen auf den Märkten – die einmalige Chance, als Branche richtig viel bewegen zu können und einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“

Mit Bauen die Zukunft anderer positiv gestalten

 

In diese Kerbe schlug auch der Berliner Futurologe Max Thinius, der in seiner Eröffnungskeynote die „lokale, soziale, ökologische und wirtschaftliche Wertschöpfung in neuen multilateralverwebten Strukturen“ in den Fokus rückte. Dabei erweiterte Thinius den bestehenden Denkradius des „Wie kann ich Bauen zukunftsfähig machen?“ um den  gesellschaftlichen Faktor und benannte dabei die für ihn zentrale Fragestellung der Bau- und Immobilienbranche: „Wie kann ich mit Bauen die Zukunft anderer positiv gestalten?“

 

Allianzverträge und ECI als „Teilchenbeschleuniger“

 

Auf nachhaltige Projektentwicklung fokussierte sich Caroline Palfy, Loud4Planet, in ihrer Eingangskeynote und füllte damit das von Thinius formulierte Eingangsstatement mit branchenrelevanten Ausführungen. Dabei erläuterte sie insbesondere die positiven Wirkungen von Allianzverträgen und Early Contractor Involvement (ECI). Mit integrierter Projektabwicklung, BIM und Lean Management könne die Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft vorangetrieben und die aktuellen ökonomischen, ökologischen und politischen Krise(n) als Chance ergriffen werden. „Um die Herausforderungen hinsichtlich ESG in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu meistern, braucht es das größtmögliche  Engagement aller. Technologien und Digitalisierung sind nur die Werkzeuge – die Umsetzung verantwortet die Menschheit weiterhin selbst,“ betonte Palfy.

Neue Bauordnungen und Anreizsysteme als Game Changer

 

Im Rahmen der Paneldiskussionen widmeten sich die Teilnehmer:innen – darunter Gerald Beck (UBM Development), Isabella Stickler (Alpenland), Uwe Breitschopf (Managementservice Linz), Sandra Bauernfeind (Heimat Österreich), Claudia Nutz (nutzeffekt) und Irene Hauer-Karl (HABAU Group),  den wirksamsten Hebeln für eine nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft. Genannt seien hier exemplarisch als Lösungen die noch notwendigen Anpassungen der Bauordnungen an die Gegebenheiten im Bereich der Sanierung sowie die Notwendigkeit des Ausbaus der Förderlandschaft für Gebäudesanierung und erneuerbare Energien. Diese Förderungen sollten ein Augenmerk auf Anreizsysteme legen, wovon Eigentümer:innen wie Wirtschaft profitieren.

 

Klimarisiko-Guide und ganzheitliche Gebäudesanierung

 

Der menschengemachte Klimawandel hat uns zu dem Punkt gebracht, ab dem wesentliche Schäden nicht mehr vermieden werden können. Umso wichtiger wird es nun, Gebäude präventiv an den Klimawandel anzupassen. Ziel des Leitfadens Klimarisiko-Guide für Immobilienist es daher, das Thema Klimarisiko aufzuspannen. Sowohl physische als auch transitorische Risiken werden beleuchtet und vor allem auch ein möglicher Plan aufgezeigt, wie Klimarisiken analysiert und minimiert werden können.

 

Im Bereich der Sanierung müssen sich das Mindset und die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern. Auch die Wertschätzung des Gebäudebestandes, das Vertrauen in Planungskompetenz und die Kostenwahrheit gegenüber einem Neubau müssen angepasst werden. Allein der Erhalt der tragenden Struktur bringt wichtige CO2-Einsparungen, die für die angestrebte Klimaneutralität nötig sind. Zielsetzung des Leitfadens Zukunftsweisender Umgang mit Gebäudebestand ist es, für Eigentümer:innen und Hausverwaltungen ebenso wie für interessierte Fachexpert:innen eine kompakte Übersicht über das Thema der Gebäude-Sanierung zu geben. Ein separater Maßnahmenkatalog unter dem Titel Technische Sanierungslösungen zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes“ bietet zudem interaktive und übersichtliche Entscheidungsbäume, mit denen man abhängig der vorhandenen Ausgangslage zu knapp 70 konkreten Maßnahmen rund um Energieverbrauch, erneuerbare Energieträger und geeignete Abgabesysteme geführt wird.

 

 

Vermeidung von Neuversiegelung und mehrwertorientierte Dachflächennutzung

 

Es genügt nicht, im Status Quo zu verharren. Mit dem Leitfaden Netto-Neuversiegelung gleich null! Gemeinden zeigen, wie es gehen kann wird das Tun befeuert und so mehr Gemeinden zu einer nachhaltigen Entwicklung motiviert, um in Folge das Ziel Netto-Neuversiegelung gleich NULL in greifbare Nähe zu bringen. Die herausragenden Erfahrungen der ausgewählten Gemeinden in der Entwicklung einer nachhaltigen Infrastruktur im jeweiligen Gemeindegebiet sollen Handlungsräume vermitteln, die im Kontext der Vermeidung von „Neuversiegelung”, Bestand aktivieren, soziales Engagement zeigen, integrale Konzepte verfolgen und kreative Lösungen umsetzen.

 

Gemeinsam müssen die Flächen der gebauten Stadt genutzt werden, um die Klimaneutralität und die Klimawandelanpassung zu schaffen. Besonders die Dachflächen eignen sich gut für eine Mehrfachnutzung im Sinne der CO2-Einsparung und Resilienz. Ziel des Positionspapiers Mehrwertorientierte Dachflächennutzung ist die Zusammenfassung und Bereitstellung grundlegender Informationen und Daten für die mehrwertorientierte Systementscheidung bei einer Nutzungsänderung bzw. -erweiterung von bestehenden und neu erbauten Dachflächen.

 

 

ESG-Zertifizierungskompass und Lieferkettengesetze

 

Greenwashing ist ein Showstopper der Nachhaltigkeitswende. Der Leitfaden ESG-Zertifizierungskompass vermittelt eine fundierte Kenntnis über die rechtlichen Fallstricke des Greenwashing sowie einen Überblick über die gängigsten Gebäudezertifizierungen und Systemzertifizierungen im Sinne eines ESG-Zertifizierungskompasses.

 

Klein- und Mittelunternehmen müssen bereits jetzt verfügbare Kapazitäten auf die Darstellung ihrer Lieferketten verwenden. Der Leitfaden Lieferkettengesetze widmet sich dem Umgang von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) mit der Lieferkettengesetzgebung. Hier wird die Frage der Konsequenzen von Lieferkettengesetzgebung für Klein- und Mittelunternehmen aus drei unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Die praktische Darstellung einer gewöhnlichen Lieferkette in konkreten Sektoren, Analysen bestehender „good practices“ sowie Leitlinien und Handreichungen aus rechtlicher Perspektive.

 

 

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