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Die neusten Publikationen der IG LEBENSZYKLUS BAU
Bildunterschrift: Die Arbeitsgruppenleiter der IG LEBENSZYKLUS BAU 2021
Untere Reihe v.l.: Stefan Rufera (KPMG), Gerhard Kopeinig (ARCH+MORE), Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure), Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller architekten), Margot Grim-Schlink (e7), Wolfgang Kradischnig (DELTA), Christian Ehrenreich (remco)
Obere Reihe v.l.: Christoph Müller Thiede, Karl Friedl (beide M.O.O.CON), Christian Plas (denkstatt), Cornelia Exß (EXaktum), Klaus Reisinger (iC consulenten), Markus P. Beham (Universität Passau), Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte)
© Leo Hagen/IG LEBENSZYKLUS BAU
Folgende Publikationen wurden 2021 erarbeitet und stehen unter https://ig-lebenszyklus.at/publikationen/ zum Download zur Verfügung:
Charta gegen Greenwashing
Die von Vorstandsmitglied Dr. Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte) initiierte und zusammen mit Dr. Markus Beham (Universität Passau) im Rahmen einer Arbeitsgruppe erstellte „Charta gegen Greenwashing“ stellt sich der aktuellen „Mode“ entgegen, Geschäftsmodelle zu „begrünen“ und dabei Konsument*innen mittels Marketing-Kampagnen zu täuschen, entgegen. Die Charta enthält zehn Prinzipien, die eine rasche Ersteinschätzung der „realen Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells ermöglichen.
Der weite(re) Weg zum klimaneutralen Gebäude

Ein wichtiger Faktor für die Erreichung der Klimaneutralität im Gebäudesektor, so das Ergebnis der Arbeitsgruppe „Der weitere Weg zum klimaneutralen Gebäude“ um Klaus Reisinger (iC consulenten), ist die Forcierung der regionalen Produktion von Rohstoffen und Gütern. Das spart CO2 und kurbelt die regionale Wirtschaft an, sofern der Strom für die Produktion ebenfalls „grün“ bezogen wird. Dafür ist es notwendig, das Preisniveau von Baustoffen an ihre tatsächliche Kostenwahrheit mit Blick auf die Umwelteinwirkungen, durch CO2-Ausstoß und die Emissionen anderer Schadstoffe, während der Produktion und des Transports anzupassen.
EU Taxonomie: Wer nicht nachhaltig baut, baut in Zukunft gar nicht mehr
Bereits bestehende und noch zu erwartende regulatorische Vorgaben auf Basis der Taxonomie und die daraus resultierenden kommerziellen Effekte werden dazu führen, dass nicht-nachhaltige Aktivitäten von Bau- und Immobilienunternehmen zunehmend an Attraktivität und Akzeptanz verlieren werden. Investoren und Finanzunternehmen orientieren sich bei der Auswahl ihrer Investments verstärkt an diesen Kriterien. Diese zentrale Quintessenz ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe „EU Taxonomie“ unter der Leitung von Stefan Rufera (KPMG) und Christian Plas (denkstatt). Im Detail hat sich die Arbeitsgruppe mit den Segmenten Neubau, Renovierung bestehender Gebäude und dem Erwerb von sowie dem Eigentum an Gebäuden auseinandergesetzt.
Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Die Publikation „Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen“ unter der Leitung von Anna-Vera Deinhammer (Stadt Wien) und Gerhard Kopeinig (ARCH+MORE) stellt das Planen und Bauen von Strukturen, die klimaneutral und kreislauffähig sind, in den Vordergrund. Das Wissen um das Gebäude und was in diesem verbaut wurde, wird dabei zum Dreh- und Angelpunkt kreislauffähigen Bauens, wobei die digitale Inventur das Fundament einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sein muss (digitaler Gebäudepass).
Manifest: Österreich braucht eine neue Bodenordnung
Österreich ist trauriger „Europameister“ im Versiegeln von Grünflächen. Auch wenn der tägliche Bodenverbrauch in den letzten zehn Jahren sukzessive zurückgegangen ist, lag er im Durchschnitt der letzten drei Jahre immer noch bei 11,5 Hektar pro Tag. Das sind 16 zubetonierte Fußballfelder pro Tag. Die IG LEBENSZYKLUS BAU und ihre Arbeitsgruppe unter der Leitung von Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure) fordern in einem Manifest den Stopp der irreversiblen Verschwendung von Grund und Boden, der einzigen nicht substituierbaren Ressource im Bauprozess sowie die Übernahme der Verantwortung durch die politischen Entscheidungsträger hinsichtlich Flächenwidmungs- und Bebauungsplanungen.
Leben im Quartier der Zukunft


Christoph Müller-Thiede (M.O.O.CON) und Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller architekten) entwickeln in ihrem Leitfaden „Das Quartier der Zukunft: So leben wir 2035“ ein höchst realistisches Zukunftsszenario, wie Menschen in knapp 15 Jahren in Städten klimaneutral, wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen und wie dabei Gebäude und Quartiere strukturiert sein werden. Dabei wird der Fokus nicht auf die Optimierung einzelner Elemente wie z.B. Gebäude, Autos, etc. gelegt, sondern eine
Betrachtung von ganzen Systemen forciert, die sich aus der Nutzung von Raum- und Infrastruktur durch uns Menschen ableiteten. Nur so können auch die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Elementen betrachtet und eine nachhaltige Wirkung sichergestellt werden.
Planungsleistungen für zukunftsfähige Gebäudetechnik
Zukunftsfähige Haustechnikkonzepte sind jene, die vorhandene erneuerbare Energieressourcen verwenden, verständlich im Betrieb und wirtschaftlich sind. Dazu braucht es Leistungen in der Planung, die derzeit noch nicht selbstverständlich sind. In der Arbeitsgruppe „Neue Leistungsmodelle für die Gebäudetechnikplanung“ unter der Leitung von Margot Grim-Schlink (e7) wurden fünf detailliert ausgearbeitete Handlungsempfehlungen (Kundenanforderungen, innovative Planungsleistungen (Machbarkeitsstudie/ Varianten-untersuchung, bedarfsgerechte Auslegung, verschiedene Simulationsmethoden, Lebenszykluskostenanalyse) Planungsgrundlagen, Betriebs- und Regelungsstrategien, Qualitätssicherung) geschrieben, die zu einer bedarfsorientierten und ressourcenoptimierten Gebäudetechnik führen.
Kooperative Projektführung für ein optimales Gesamtergebnis
Die Arbeitsgruppe „Out of the box“ unter der Leitung von Cornelia Exß (EXaktum) veröffentlicht einen Praxisleitfaden zur kooperativen Projektführung im Bauwesen mit allen Stakeholdern. Er gibt einen Überblick über die Phasen des gesamten Projektprozesses, beleuchtet jene Parameter, die zu einer erfolgreichen „äußeren“ Projektkultur führen und entwickelt einen konkreten Kooperations- und Kommunikations-Projektprozessplan, in dem Ziele, Rollen, Aufgaben und Methoden detailliert abgebildet werden.
Green Deal: das nachhaltige Agieren der Bau- und Immobilienbranche
Die Arbeitsgruppe „Position beziehen“ um AG-Leiter Christian Ehrenreich (remco) hat 2021 mit Blick auf den europäischen Green Deal ein Diskussionspapier verfasst, das sich mit der Erreichung der Ziele des Europäischen Green Deals von einer anderen Seite beschäftigt. Wie können Entscheidungsträger aus den Bereichen Bauträger, Planer, Ausführende, Investoren und Facility-Management motiviert werden so nachhaltig zu agieren, dass die Zielsetzung des EU Green Deals tatsächlich erreicht wird – und damit wirklich nachhaltig. Die Konzentration dabei liegt im Bereich der interdisziplinären und strategischen bzw. übergeordneten Mechanismen sowie möglicher Strategien.
Hier kommen Sie zu den weiteren Publikationen und Videos der IG LEBENSZYKLUS BAU: https://ig-lebenszyklus.at/publikationen/
Fotos © Leo Hagen/IG LEBENSZYKLUS BAU, 2021
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Klimaneutralität erfordert ein deutlich spürbar höheres Tempo
Gerhard Kopeinig (Co-Leiter der Arbeitsgruppe „Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen“) und Klaus Reisinger (Leiter der Arbeitsgruppe „Der weitere Weg zum klimaneutralen Gebäude“) geben im Interview Auskunft über die aktuelle Situation auf dem Weg zur Klimaneutralität im Bauwesen, über die Chancen und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft und die politischen Implikationen. Das Interview führte Sven P. Jakobson.


Der Bau- und Gebäudesektor liegt laut dem Bericht des UN-Umweltprogramms “2020 Global Status Report for Buildings and Construction“ beim Treibhausgasausstoß weltweit auf Rekordniveau. Der Sektor macht mittlerweile 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Inwieweit kann Kreislaufwirtschaft in der Baubranche hier entgegenwirken?
Gerhard Kopeinig: Wenn die Themen Energiebedarf für die Gebäudeerrichtung und den Gebäudebetrieb sowie die Mobilität nahezu klimaneutral sind, wird die Kreislauffähigkeit unserer gebauten Umwelt entscheidend für die Bilanzierung werden. Beim Energiebedarf ist dabei jene die ökologischste, die erst gar nicht benötigt wird, was bedeutet, dass wir mit einer digitalen Planung bauliche Strukturen schaffen müssen, die möglichst lange im Lebenszyklus verbleiben können, die möglichst einfach umnutzbar sind und, von denen wir wissen, welche Materialien und in welchen Mengen im Gebäude verarbeitet wurden.
Der Bausektor wird den CO2-Ausstoß nur reduzieren können, wenn der Materialbedarf reduziert wird. Dies ist nur möglich, wenn möglichst wertige Materialien möglichst lange in der Nutzung gehalten und am Ende ihrer langen Nutzungsdauer gut getrennt wieder aufbereitet und idealerweise am selben Ort wieder eingebaut werden können.
Die CO2-Emissionen von Gebäuden liegen weltweit auf Rekordniveau. Was macht ein Gebäude entscheidend klimaneutral?
Klaus Reisinger: Streng genommen sind Gebäude für CO2-Emissionen verantwortlich, die sich aus drei Bereichen zusammensetzen: die Errichtung des Gebäudes, der Energiebedarf des Gebäudes und die Mobilität, welche das Gebäude durch seinen Standort hervorruft. Betrachten wir diese drei Bereiche im Detail, so kommen wir zum Schluss, dass die CO2-Emissionen aus dem Bereich der Mobilität den größten Anteil haben. Es ist daher nicht nur wichtig, dass das Gebäude mit nachhaltigen Baustoffen errichtet wird, dass es energieeffizient ist und mit klimafreundlichen Energieträgern versorgt wird, sondern es ist besonders wichtig, die Lage des Gebäudes zu analysieren. Ein Passivhaus am falschen Platz verursacht deutlich mehr CO2-Emissionen als ein schlecht isoliertes Gründerzeithaus in der Innenstadt, wo die Alltagsmobilität ohne Auto funktioniert. Im Bereich der Energieversorgung von Gebäuden haben wir aufgezeigt, wie es funktionieren könnte: Wir können jetzt bereits energieeffiziente Häuser mittels Wärmepumpen heizen und kühlen und den dafür benötigten Strom aus PV-Anlagen der Dächer gewinnen. Es ist also technisch möglich, Gebäude klimafreundlich und energieautark zu betreiben. Dies gelingt uns bei der Errichtung leider noch nicht und bei der Mobilität sind wir sogar meilenweit davon entfernt. In diesen Bereichen haben wir daher dringenden Handlungsbedarf.
Sind die Maßnahmen der österreichischen Regierung ausreichend, um den Gebäudesektor bis 2035 klimaneutral zu machen? Wenn nicht, was fehlt?
Klaus Reisinger: Die Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus! Im Gegenteil: Das, was bisher bekannt ist, sind dieselben Maßnahmen neu verpackt. In unserer Arbeitsgruppe haben die Expert*innen die bisherigen Maßnahmen bewertet und wir sind zum Schluss gekommen, dass sich die Klimaneutralität weder bis 2030 noch bis 2040 ausgehen kann. Einige Expert*innen glauben sogar, dass wir es nicht einmal bis 2050 schaffen, von klimaneutralen Gebäuden zu sprechen, jedenfalls dann nicht, wenn wir das Tempo nicht deutlich erhöhen. Es fehlen Maßnahmen in vielen Bereichen, besonders aber bei der Mobilität. In Wahrheit trauen sich die Politiker noch immer nicht, die „heilige Kuh“, das Auto, zu verteuern. Genau das aber würde es brauchen. Im Gegenteil: Es gibt eine große Lobby für den weiteren Ausbau von Autobahnen. Diese sind mit der Klimaneutralität aber nicht in Einklang zu bringen!
In Ihrer Arbeitsgruppe steht die Weiterentwicklung von Gebäudestandards hinsichtlich der Koppelung von Klimaneutralität und Kreislauffähigkeit mit konkreten Ideen im Zentrum. Welche Ideen wurden bislang konkretisiert?
Gerhard Kopeinig: Um kreislauffähig werden zu können, ist das Wissen um die verbauten Materialien unumgänglich. Ein konkreter Ansatz ist der digitale Gebäudepass, der erfasst, welche Materialien in welchen Mengen mit welcher Nutzungsdauer im Gebäude verbaut werden. In dieser Form kann unsere Gebäudestruktur zur Materialressource werden und Kreislauffähigkeit konkret umgesetzt werden.
Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist, dass einzelne Gebäudeteile, z.B. abgehängte Decken oder Doppelböden im Innenausbau, nicht mehr nur gekauft, sondern über einen gewissen Lebenszeitraum mit Rücknahmevertrag durch den Anbieter montiert werden und dann auch wieder ausgetauscht, gewartet und recycliert werden.
Aus der Kreislaufwirtschaft werden völlig neue Geschäftsmodelle – auch im Zusammenhang mit der Zertifizierung – im Gebäudesektor entstehen.
Herr Reisinger, Herr Kopeinig, was muss der Bau- und Gebäudesektor in den nächsten 10 Jahren konkret umsetzen, um klimaneutral zu werden? Gibt es hier so etwas wie die Top-5-Maßnahmen für die Bau- und Immobilienwirtschaft?
Klaus Reisinger: Die „Top 5“ waren bereits im Leitfaden von 2020 enthalten und haben nach wie vor Gültigkeit:
- Keine fossilen Energieträger für Wärme und Strom von Gebäuden
- Ganzheitliche Sanierung von Bestandsimmobilien
- CO2-Emissionen der Mobilität deutlich reduzieren, Ausbau des öffentlichen Verkehrs
- Vollständige Umsetzung des Gebäudesektors auf eine ressourcenoptimierte Kreislaufwirtschaft
- Kompensation der verbliebenen CO2-Emissionen mit hochwertigen Klimaschutzprojekten
Gerhard Kopeinig:
- Grundsätzlich ist der Bestand als Ressource zu erkennen und grundsätzlich zu versuchen, bestehende Strukturen zukunftstauglich weiterzuentwickeln.
- Durch die Digitalisierung des Gebäudebestandes (digitaler Gebäudepass) wird zu erheben sein, welche Lebenszyklen mit welchen Materialmengen der Bestand bietet.
- Neue Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Zertifizierungen werden entstehen, welche die Qualität im Gebäudesektor steigern werden, um längere Nutzungszyklen erzielen zu können.
- Bewusstseinsbildung einerseits und Material- und Gebäudeforschung (z.B. sortenreine Trennbarkeit von Materialien) andererseits, werden einen wesentlichen Beitrag zur Implementierung der Kreislaufwirtschaft leisten.
- Materialknappheit und legislative Maßnahmen (Deponierungsverbote) werden es erfordern, den Bestand als Ressource deutlich mehr zu schätzen.
Vielen Dank für das Interview!
Sie wollen mehr über die Themen Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft erfahren und sich mit den Experten persönlich austauschen? Diskutieren Sie im Rahmen des 11. Kongresses der IG LEBENSZYKLUS BAU am 21. Oktober in Wien mit führenden Expert*innen, Politiker*innen und Praktiker*innen über die zentralen Fragen, Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten für eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft der Bau- und Immobilienbranche.
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NÖ heute „Die Zukunft des Einfamilienhauses“, Sendetermin: 31.7.2021
Wie kann der CO2-Verbrauch reduziert und der Wohntraum trotzdem erfüllt werden? Damit Einfamilienhäuser weniger CO2-Emissionen verursachen, sieht Klaus Reisinger, iC consulenten ZT GesmbH und Vorstandsmitglied der IG LEBENSZYKLUS BAU, eher die Raumordnung gefordert als einzelne Personen. Man müsse Viertel vorausschauender planen und sie nicht zu reinen Einfamilienhaus-Siedlungen machen: „Man muss im ländlichen Bereich Grätzel schaffen, wo die Alltagsmobilität vermieden wird, wo man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Schule kommt.“
Mehr dazu im Artikel von Nina Pöchhacker
Quelle: NÖ heute „Die Zukunft des Einfamilienhauses“, Sendetermin: 31.7.2021
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„Wir „Vergaberechtler“ sind logische Umsetzer des Green Deals“


„Nachhaltigkeitsrecht“ ist ein brandaktuelles Thema, wenn es um Klimaschutz und langfristige und langlebige Werkzeuge und Maßnahmen zur Bewältigung der Klimawende geht. Dr. Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte, Vorstand der IG LEBENSZYKLUS BAU) und DDr. Markus Beham (Universität Wien) erläutern im Interview die zentrale Funktion des Nachhaltigkeitsrechts als Hebel zur Erreichung der Klimaziele und geben einen kurzen ersten Ausblick auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppe, die beim 11. Kongress der IG LEBENSZYKLUS BAU am 21. Oktober 2021 in Wien veröffentlicht werden.
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist insbesondere seit dem nun im Detail veröffentlichten Green Deal der Europäischen Kommission in aller Munde. Insbesondere für die Bau- und Immobilienwirtschaft, die als effektiver Hebel zur Bewältigung der Klimawende gilt, spielt das neue „Nachhaltigkeitsrecht“ eine immens wichtige Rolle. Was machen „Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltigkeitsrecht“ für Neubau und Sanierung von bestehenden Immobilien so bedeutend?
DDr. Beham: Sowohl der Begriff „Nachhaltigkeit“, als auch das Nachhaltigkeitsrecht sind durch ihre besondere Weite geprägt. Während die Bau- und Immobilienwirtschaft sich in unser gesamtgesellschaftliches Bemühen um mehr ökologische, wirtschaftliche und soziale Verantwortung einfügt, kann das Nachhaltigkeitsrecht – also das Recht als Umsetzung politischer Zielsetzungen hin zu mehr Nachhaltigkeit – einen breiten Werkzeugkasten zur Erreichung dieser Ziele bieten, sei es aus bestehenden oder auch zukünftig umzusetzenden Rahmenbedingungen.
Dr. Heid: Die Bau- und Immobilienbranche verantwortet global gesehen – je nach Berechnung – zwischen 1/4 und 1/3 der CO2-Emissionen sowie des Ressourcenverbrauchs. Damit ist klar, welcher Hebel hier für das Thema „Nachhaltigkeit“ besteht. Und auch, welche Dringlichkeit das Thema hat. Die Europäische Kommission kündigt etwa im Green Deal an, sie werde die Rechtsvorschriften über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden „rigoros durchsetzen“. Das betrifft den Neubau sowie Sanierungen gleichermaßen. Ein konkretes Beispiel für das neue Rechtsgebiet „Nachhaltigkeitsrecht“.
Beim 11. Kongress der IG LEBENSZYKLUS BAU am 21. Oktober stellen Sie die Arbeitsergebnisse 2021 der Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeitsrecht“ vor. Maßnahmen gegen Green Washing stehen hier im Fokus. Wollen Sie uns einen ersten Eindruck Ihrer Arbeitsmilestones geben?
Dr. Heid: Wir haben uns dazu entschlossen, dem „Nachhaltigkeitsrecht“ aufgrund der enormen Bedeutung eine permanente Arbeitsgruppe innerhalb der IG LEBENSZYKLUS BAU zu widmen, die jedes Jahr ein Schwerpunktthema setzen wird. Heuer ist das eine „Charta gegen Greenwashing“. Wir wollen anhand von zehn leicht fassbaren Prinzipien zeigen, was zu tun – oder zu unterlassen – ist, wenn man wirtschaftlich und sozial tatsächlich „nachhaltig“ handeln möchte und nicht nur so tut als ob.
DDr. Beham: Besondere Highlights auf unserem gemeinsamen Weg waren sicherlich die insgesamt sechs Gastvorträge, durch die wir externen Input aus den unterschiedlichsten Bereichen von Gebäudezertifizierungen über Wettbewerbsrecht bis hin zur Gemeinwohlökonomie gewinnen konnten. Diese Breite schlägt sich letztlich auch in unseren zehn Prinzipien nieder.
Klimawandel und Umweltzerstörung sind existenzielle Bedrohungen für Europa und die Welt. Deshalb braucht Europa eine neue Wachstumsstrategie, wenn der Übergang zu einer zeitgemäßen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft gelingen soll. Was kann hier das Nachhaltigkeitsrecht effektiv bewirken?
Dr. Heid: Mit dem Fachgebiet „Nachhaltigkeitsrecht“ ist es erstmals gelungen, eine Plattform für die Auseinandersetzung mit der ganzheitlichen Betrachtung des Rechts als Instrument zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zu etablieren. Wie sich die Gesellschaft zunehmend dem Anliegen nachhaltiger Konzepte in allen Lebensbereichen hinwendet, muss auch die juristische Tätigkeit in all ihren Erscheinungsformen kritisch reflektiert werden. Der Begriff „Nachhaltigkeitsrecht“ erfasst diese Notwendigkeit und wird damit unweigerlich zur juristischen Kernkompetenz.
DDr. Beham: Was vor Kurzem bloße Forderungen an das unternehmerische Gewissen darstellte, wird zunehmend zum rechtlichen Erfordernis. Wie insbesondere die Initiativen der Europäischen Union im Bereich des Klimaschutzes oder im Hinblick auf größere Verantwortung entlang der Lieferkette zeigen, ist eine rechtliche Bewusstseinsbildung erforderlich, um das Risiko fehlgeleiteter Unternehmensstrategien abzuwenden. Nicht zuletzt die kontrovers geführte Debatte um Planungskompetenzen im Lichte zunehmender Bodenversiegelung zeigt, dass das ganz besonders auch auf die Bau- und Immobilienbranche zutrifft.
Beim Spezialtag Nachhaltigkeitsrecht , der auch wesentlich von Heid & Partner Rechtsanwälte am 9. November mitgestaltet wird, stehen weitere brandaktuelle Nachhaltigkeitsthemen wie u. a. „Klimaklagen – Aktuelle Judikatur und erste Learnings“, die EU Taxonomie, das EU-Lieferkettengesetz oder ein Ausblick auf zukünftige CO2-Steuern auf dem Programm. Wie kann hier ein Green Public Procurement ganz konkret in die Praxis umgesetzt werden?
DDr. Beham: Wie in vielen anderen Bereichen des Nachhaltigkeitsrechts geht es zunächst um die Erkenntnis, auf den ersten Blick bereichsfremde Faktoren – etwa die ökologische Nachhaltigkeit – in die Abwägungen miteinzubeziehen. Initiativen wie der Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung (der naBe-Kriterien-Katalog), der die Aufnahme spezieller nachhaltigkeitsrelevanter Kriterien für die Vergabe vorsieht, bieten dafür eine ganz wesentliche Handreichung.
Dr. Heid: Die Klimaneutralität gelingt entweder über Strafen – Stichwort CO2-Steuern – oder über Belohnungen. Und zweiteres ist deutlich sympathischer. Rund 14 Prozent des europäischen Bruttoinlandsproduktes werden jährlich öffentlich vergeben, allein in Österreich gibt es öffentliche Aufträge von mehr als 60 Milliarden Euro jährlich. Diese Zahlen zeigen, wie viel man bewegen kann, wenn in diesem Bereich Anreize gesetzt werden. Und wie Anreizsysteme transparent und effizient aufgesetzt werden, zeigt uns das Vergaberecht seit vielen Jahren. Wir „Vergaberechtler“ sind daher logische Umsetzer des Green Deals.
Treffen Sie im Rahmen des 11. Kongresses der IG LEBENSZYKLUS BAU am 21. Oktober in Wien mehr als 200 Entscheider*innen der Bau- und Immobilienbranche und diskutieren Sie gemeinsam mit führenden Expert*innen, Politiker*innen und Praktiker*innen über die zentralen Fragen, Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten für eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft der Bau- und Immobilienbranche.
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1. K.O.P.T.- Anwenderforum: Von der Theorie zur Praxis
Am 23. Juni kamen unter der Leitung und Moderation von Wolfgang Kradischnig (DELTA) und Marc-Guido Höhne die Teilnehmer*innen zum ersten K.O.P.T.-Anwenderforum zusammen. Konkrete Projekte wurden in Form eines interdisziplinären Erfahrungs- und Ideenaustauschs rund um agiles, hybrides Projektmanagement in Bauprojekten gemäß dem K.O.P.T.-Modell (Kultur-Organisation-Prozesse-Technologie) der IG LEBENSZYKLUS BAU besprochen und analysiert.
Themen der konkreten Fallberatung im Kreis aus zwölf Teilnehmer*innen waren u. a. „BIM und Holzbau“, vorgestellt von Dominik Philipp und Lukas Kral (Dietrich | Untertrifaller Architekten), sowie die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Quereinstiegen von Planungs- und/oder Baumanagementbüros in bereits bestehende Großprojekte (Marc Guido Höhne).
Im Themenbereich „BIM und Holzbau“ standen Fragen wie die Schaffung eines nachhaltigen und erfolgreichen Teams sowie die Positionierung von Projekt und Vision als Zentrum des Bauprojekts im Fokus. Die richtige und Erfolg bringende Teamkultur kann hier nur über eine Prozessveränderung, eine Kulturgestaltung sowie den richtigen und frühzeitigen Auswahlprozess der Beteiligten erreicht werden, so eines der Diskussionsergebnisse des gestrigen Forums.
Der zweite Themenbereich umfasste die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Quereinstiegs in Projekte, die bereits in der Ausführungsphase begriffen sind. Das Problem hier ist, dass die Teamkultur in dieser Phase nur sehr begrenzt beeinflusst werden kann. Ein erfolgversprechender Einstieg ist für Planungsbüros nur möglich, wenn eine klare Auftragsdefinition vorliegt, klare Spielregeln gesetzt werden, sowie ein regelmäßiges System von Zwischenberichtkommunikation- und Diskussion geschaffen wird.
Zahlreiche weitere Fragestellungen und Themen werden beim 2. K.O.P.T.-Anwenderforum am 22. September 2021 besprochen werden.
Interessiert an einer aktiven Teilnahme? Schreiben Sie uns und wirken Sie mit am 22. September 2021 beim 2. K.O.P.T.-Anwenderforum. Anmeldungen bitte an: office@ig-lebenszyklus.at
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EU Taxonomie für Unternehmen: Anforderungen, Auswirkungen und Herausforderungen
Im Rahmen des Onlineforums KONNEX BAU der IG LEBENSZYKLUS BAU wurden am 23. Juni mit rund 40 Teilnehmer*innen der Bau- und Immobilienbranche die Auswirkungen und Herausforderungen der EU Taxonomie für Unternehmen vorgestellt und intensiv diskutiert. Magdalena Quell (Raiffeisen Capital Management), Stefan Rufera (KPMG Austria) und Christian Plas (denkstatt) stellten das Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten der Europäischen Union im Detail vor. Ziel der EU Taxonomie ist die Steuerung der Kapitalströme in Richtung einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung, was insbesondere für Kapitalgeber der Baubranche eine große Herausforderung darstellt. Finanzmarktteilnehmer erhalten durch die EU Taxonomie die Möglichkeit, den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition zu ermitteln. Hier werden Mindestnormen für die Energieeffizienz in Neubau und Sanierung gesetzt, die zukünftig eine Verdopplung der Renovierungsrate von öffentlichen und privaten Gebäuden zum Ziel hat. Damit ergeben sich neue Anforderungen an Unternehmen:
- Wirtschaftliche Aktivitäten müssen getrennt betrachtet werden – ein kumulierter Wert auf Unternehmensebene ist nicht ausreichend
- Bewertung von Umsätzen, Kosten, Investitionen auf Taxonomiekonformität
- Richtigkeit von Daten und Angaben muss prüfbar sein/geprüft werden
- z.B. bei Immobilien: Energieeffizienz muss für jede einzelne Liegenschaft ausgewiesen werden
- Renovierungen werden steigen, um Qualität des Portfolios zu verbessern
Die Auswirkungen der neuen EU Taxonomie machen sich insbesondere hier deutlich bemerkbar:
- Schaffung einer einheitlichen Nachhaltigkeitssprache am Kapitalmarkt
- Reduktion von Greenwashing
- Umlenkung der Kapitalströme in nachhaltige Investitionen
- Einbindung des privaten Sektors in die Finanzierung der Transformation Richtung kreislauforientierter Wirtschaft
- Neue „Gewinner/Verlierer“
- Kurzfristig eingeschränktes Universum an investierbaren Unternehmen (i.S. einer hohen Taxonomiekonformität)
Daraus ergeben sich für die Bau und Immobilienbranche Herausforderungen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte, die eine Umstellung des Reporting, die Kommunikation mit Kunden und Unternehmen, Investmentprozesse, Analyse, öffentliche Dokumente sowie Veröffentlichungen auf der Website betreffen. Die Verarbeitung enormer Datenmengen bei eingeschränkter Datenverfügbarkeit sowie der ambitionierte Zeitplan stellen die Unternehmen in Zukunft vor große Herausforderungen.
Verfolgen Sie in unserem Videostream sämtliche Keynotes und Diskussionsbeiträge. Hier erfahren Sie viel Maßgebliches über die EU Taxonomie aus erster Hand von führenden Expert*innen der Branche:
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Neuer Vorstand mit starkem Programm: 12 Thesen für eine innovative, klimaschützende und nachhaltige Bau- & Immobilienwirtschaft
„Wer nicht nachhaltig baut, baut in Zukunft gar nicht mehr“ – so lautet eine der 12 aktuell erstellten Thesen des am 9. Juni gewählten neuen Vorstands der IG LEBENSZYKLUS BAU. Das Thesenpapier ist ehrgeizig und visionär, versteht sich als laufendes Arbeitsprogramm und Zielsetzung zugleich, und dient als Orientierung für eine innovative, klimaschützende und nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft. An dessen Details arbeiten bereits rund 100 Unternehmen aus der Branche unter Beteiligung führender Projektentwickler, Wissenschaftler und Bauherren.
Lesen Sie hier die 12 Thesen nach

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Neuer Vorstand & Rückblick 10 Jahre IG LEBENSZYKLUS BAU
Bei der Generalversammlung der IG LEBENSZYKLUS BAU am 9. Juni 2021 wurde ein neuer Vorstand einstimmig gewählt:
- Wolfgang Kradischnig (DELTA),
- Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte),
- Christoph Müller-Thiede (M.O.O.CON),
- Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller Architekten),
- Klaus Reisinger (iC consulenten)
- und Stefan Rufera (KPMG Austria).
Der neue Vorstand tritt mit einem ehrgeizigen Programm auf den Plan, das wir Ihnen in einem kurzen Video vorstellen möchten:
10 Jahre IG LEBENSZYKLUS BAU – DANKE!
Nach über 10 Jahren IG LEBENSZYKLUS BAU zogen sich Karl Friedl (M.O.O.CON), Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure) und Erich Thewanger (KPMG Austria) aus ihrer Vorstandsposition zurück.
Als Dank für sein jahrelanges Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz für die IG LEBENSZYKLUS BAU wurde Karl Friedl zum Ehrenvorstand ernannt.
Für Sie haben wir die schönsten Momente der letzten 10 Jahre in einem Video zusammengefasst:
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Landverbrauch in Österreich – Wir haben nur eine Erde
„Wir haben nur eine Erde: Grund & Boden ist die einzige nicht substituierbare Ressource auf dieser Welt“. Ideen, Maßnahmen und Strategien zur akuten und dringenden Eindämmung des Landverbrauchs in Österreich präsentierte Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure) am 19. Mai 2021 im Rahmen des Onlineforums KONNEX BAU der IG LEBENSZYKLUS BAU. Unterstützt wurde Christoph M. Achammer von seinen Arbeitsgruppenmitstreitern Gerald Beck (UBM Development Österreich) und Walter Hammertinger (Value One). Grundlegende Forderung der Arbeitsgruppe: Grund & Boden müssen über ordnungspolitische Maßnahmen als „spekulative Commodity“ dem Markt entzogen werden. Aber wie? Die Hebel dazu finden sich in der Gesetzgebung, in der Mobilität und in der Ökonomie.
Rund 30 Interessierte aus der Bau- und Immobilienbranche nahmen an der Veranstaltung teil und diskutierten im Anschluss an die prägnante Keynote intensiv die vorgestellten Ideen und Maßnahmen. Erfahren Sie mehr oder verfolgen Sie die spannende Veranstaltung nochmal.
KONNEX BAU nachschauen
Sie haben die Veranstaltung verpasst oder möchten die Präsentation als Videoaufzeichnung nachschauen:
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Raum neu denken – Chancen und Trends im Bereich Gebäude-, Raum- und Infrastruktur
Gebäude, die heute gebaut werden, werden noch in 30 – 50 Jahren einen Einfluss auf die Umwelt ausüben, selbst wenn keine Verbrennungsmotoren mehr auf der Straße fahren und alle bereits Vegetarier sind. Ebenfalls spielt die Lage der Gebäude eine zentrale Rolle bei Emissionen der Mobilität.
Städte sind aktuell monokulturelle und funktionstrennende Siedlungsräume. Die Umwandlung von Städten in multifunktionale und lebenswerte Quartiere steuert hier dagegen. Deswegen sollten Gebäude anpassbar und flexibel sein, also auch montier- und demontierbar. Welche Rolle spielt hier die Digitalisierung in der Produktion? Wie müssen wir in Zukunft bauen? Christoph Müller-Thiede und Dominik Philipp weisen klare Strategien und Handlungsanweisungen für die Bauwirtschaft auf, um eine lebenswerte und klimaschützende Zukunft zu schaffen.
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Das K.O.P.T.-Modell als Basis erfolgreicher Bau- und Immobilienprojekte
KONNEX BAU – das Onlineforum der IG LEBENSZYKLUS BAU, ging am 14. April mit der Präsentation und Diskussion des K.O.P.T.-Modells, der Prozessgrundlage für erfolgreiche Bauprojekte und zugleich theoretisch-praktischer Leitfaden für Bauprojektleiter*innen ist, erfolgreich in die zweite Runde. Wolfgang Kradischnig (DELTA), Marc Guido Höhne (Drees & Sommer) und Bernhard Herzog (M.O.O.CON) präsentierten das K.O.P.T.-Modell mit seinen tragenden Säulen Kultur, Organisation, Prozesse und Technologie.
Für das K.O.P.T.-Modell sind die Konzepte und Methoden des Lean Management, des agilen Projektmanagements und des Design Thinking grundlegend und ergänzen einander in den einzelnen Phasen des Bauprojekts. Mit den Methoden des Design Thinking öffnet der Prozess ausreichend Raum für das Ausschöpfen von Kreativität, was insbesondere in den ersten Projektphasen sehr wichtig ist. In der Konzeption und Planung sollten schwerpunktmäßig agile Methoden eingesetzt werden, die Anwendung des Lean Managements bietet vor allem in der Errichtungsphase große Vorteile.
Jede einzelne Phase hat ihren Methodenmix:

„Wir fügen im K.O.P.T.-Modell Methoden des klassischen und agilen Projektmanagements zu einem standardisierten Prozess zusammen. Damit schaffen wir einen praxisorientierten Rahmen, der Kreativität wahrt, Komplexität durch partnerschaftliches, vertrauensvolles Handeln reduziert und die Zuverlässigkeit getroffener Entscheidungen erhöht“, erläutert Wolfgang Kradischnig, die Vorzüge des entwickelten Modells.
Das von der IG LEBENSZYKLUS BAU entwickelte K.O.P.T.-Modell zeigt anhand von klar definierten Leitplanken, wie erfolgreiche Projektarbeit in einer volatilen, dynamischen, vernetzten und digitalisierten Immobilienwelt funktionieren kann. Das K.O.P.T.-Modell ist für die jeweilige Projektleitung und Prozessführung ein starkes Werkzeug, um Freiraum in kreativen Phasen zu fördern, ohne klare Vorgaben aus den Augen zu verlieren.
KONNEX BAU nachschauen
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Starker Auftakt von KONNEX BAU – Klimaneutrale Gebäude
Klare Wege und konkrete Hebel zum Erreichen der Klimaneutralität in der Bau- und Immobilienwirtschaft zeigte das erste Onlineforum KONNEX BAU der IG LEBENSZYKLUS BAU am 24. März auf. Die bahnbrechende Studie der Arbeitsgruppe „Klimaneutrale Gebäude“, im Oktober 2020 erstmals veröffentlicht, wurde von Klaus Reisinger (iC consulenten) und Christian Plas (denkstatt) rund 50 interessierten Expert*innen und Entscheider*innen der Branche vorgestellt und intensiv diskutiert.
Ziel der Arbeitsgruppe „Klimaneutrale Gebäude“ war es, neutral und unabhängig, einen CO2-Fußabdruck eines Gebäudes zu erstellen, der erstmals nicht nur klimaschädliche Emissionen der Planung, der Errichtung, des Energiebedarfs und der Instandsetzungen betrachtet, sondern auch die Emissionen jener Mobilität berücksichtigt, die das Gebäude durch seinen Standort hervorruft. Mit der Studie ist es gelungen nachzuweisen, dass die größte Beachtung aktuell die CO2-Emissionen aus der Mobilität während der Errichtung und Nutzung eines Gebäudes verdienen. Sie können so hoch sein wie die Kategorien Gebäudeerrichtung und Gebäudeenergiebedarf zusammen. Der notwendige Ausstieg aus fossiler Energie betrifft laut der Studie die Mobilität am stärksten. Eine Energieversorgung mit lokal erzeugten erneuerbaren Energiequellen und Vernetzung mit anderen Gebäuden bedeutet einen großen Schritt hin zur Klimaneutralität.
„Wir brauchen zukunftsweisende und mutige Projekte, die effektiv dazu beitragen, das Ziel der Klimaneutralität bei Gebäuden bis 2050 zu erreichen. Dass das möglich ist, zeigen uns einige größere Immobilien- und Stadtentwicklungsprojekte, die gerade in Entwicklung sind. Diese Realisierungen dürfen sich nicht auf Einzelaspekte des Gebäudes beschränken, sondern müssen wesentliche Elemente wie Mobilität, Vernetzung und Verknappung im Wechselspiel zwischen Raumplanung, Gebäude, Mensch und Infrastruktur miteinbeziehen. Nur ein ganzheitliches Denken und Verstehen öffnet uns die Tore Richtung Klimaneutralität.“ (Christian Plas)
Die vollständige Umstellung des Gebäudesektors auf eine ressourcenorientierte Kreislaufwirtschaft wird die Bau- und Immobilienbranche noch lange beschäftigen:
„Die Immobilienbranche hat in den letzten Jahren gezeigt, wie man schrittweise CO2-Emissionen reduzieren und gleichzeitig die Qualität von Gebäuden steigern kann. Betrachten wir aber den CO2-Fußabdruck eines Hauses, können wir an der Gebäudegrenze nicht Halt machen, sondern müssen Errichtung, Energiebedarf und Mobilität, die das Haus auslöst, berücksichtigen. Dabei kommen wir unzweifelhaft zur Erkenntnis, dass bei der Mobilität genau diese Errungenschaften (noch) nicht erzielt wurden. Daher ist unsere Forderung auch ganz klar: Andere Sektoren müssen rasch ebenfalls Verantwortung beim Klimaschutz übernehmen und Emissionsreduktion und Qualitätserhöhung in Einklang bringen!“ (Klaus Reisinger)
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Zu neuen Ufern: IG LEBENSZYKLUS BAU 2021
Lebenszyklus neu gedacht – Unsere Arbeitsgruppen 2021
Unter dem Motto „Lebenszyklus neu gedacht: Gebäude und Raum im Wechselspiel“ geht die IG LEBENSZYKLUS BAU 2021 mit 14 Arbeits- und Projektgruppen an den Start. Dabei steht die ganzheitliche Sicht auf die Wechselwirkung zwischen Gebäude und Raum unter Berücksichtigung von digitalen Innovationen im Fokus. Wie können wir im Bau eine tatsächliche Klimaneutralität erreichen? Welche Bedeutung hat die Kreislaufwirtschaft für die Klimaneutralität? Was bedeutet Nachhaltigkeitsrecht für die Bauwirtschaft? Führende Experten aus derzeit rund 40 Unternehmen und Institutionen aus Wirtschaft, Stadtplanung und Wissenschaft sind bereits aktiv, um klare Antworten auf diese und andere drängende Fragen der Bau- und Immobilienbranche zu finden. Eine Teilnahme für Branchenexperten ist bis Mitte März möglich.
Die neu eingerichteten Arbeitsgruppen stehen allen Mitgliedern sowie interessierten Bauherren und Branchenteilnehmern offen. Alle weiteren Informationen finden Sie unter: www.iglebenszyklus.at/arbeitsgruppen Um den Arbeitsprozess so effizient wie möglich zu gestalten, bestehen diese jeweils aus einer Kern- und Feedbackgruppe. Um sich für eine Arbeitsgruppe anzumelden, wenden Sie sich bitte an: office@ig-lebenszyklus.at. Die Themen der Arbeitsgruppen beziehen sich auf Prozess, Organisation, Kultur und Technologie bei Planung, Errichtung, Finanzierung, Betrieb von Gebäude-Infrastrukturen.
„Die Betrachtung von nur einem Gebäude ist zu wenig, um über Nachhaltigkeit und Klimaneutralität nachzudenken. 2021 verbinden wir die Aspekte Mobilität, Vernetzung und Verknappung auf dem Fundament des K.O.P.T-Modells mit den Themen des Gebäudes und der dieser ‚umgebenden Welt‘, dem Raum. Mit unseren Arbeitsgruppen bieten wir in diesem Jahr ein breit gefächertes und profundes Wissen sowie klare Antworten auf die drängenden Fragen der Bau- und Immobilienwirtschaft“, fasst Karl Friedl, Sprecher der IG LEBENSZYKLUS BAU, das Arbeitsjahr 2021 zusammen.
Mobilität, Vernetzung und Verknappung als wesentliche Umweltfaktoren
Die IG LEBENSZYKLUS BAU definierte in den vergangenen Jahren zahlreiche phasen- und bereichsübergreifende Standards und Modelle für lebenszyklusorientierte Gebäude. Bereits 2020 hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, die Wechselwirkung zwischen Gebäude und Raum in einer integralen Sichtweise noch intensiver zu untersuchen. 2021 wird auf diesen Ergebnissen aufgebaut, Studien und Leitfäden zu klimaneutralen Gebäuden, Mobilität oder Kreislaufwirtschaft werden weiter fortgesetzt und verfeinert.
Dabei stehen Mobilität, Vernetzung und Verknappung als wesentliche Umweltfaktoren im steten Wechselspiel mit Gebäude und Raum. Grundlage aller Arbeitsprozesse ist das in den vergangenen Jahren erarbeitete K.O.P.T.-Modell zur ganzheitlichen Sicht von Immobilienprojekten: Kultur, Organisation, Prozesse und Technologie werden dabei als Grundlage zum Projekterfolg verstanden.
Um sich für eine Arbeitsgruppe anzumelden, wenden Sie sich bitte an: office@ig-lebenszyklus.at.
Projektgruppen mit Schwerpunkt Digitalisierung im Bereich Technologie der IG LEBENSZYKLUS BAU sind 2021 Kooperationsprojekte mit Digital Findet Stadt:
- Projektgruppe 1: Single Source of Truth: Zusammenarbeit mit BIM
- Projektgruppe 2: As-built-Modell & Dokumentation
- Projektgruppe 3: BIM im Bestand
SAVE THE DATE:

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Kongress on demand: Christoph M. Achammer
"Green Deal, Green Finance, Green Building - aber wie?"
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Kongress on demand: Klaus Reisinger
Die vollständige Studie der Arbeitsgruppe Klimaneutrale Gebäude finden Sie HIER.
Kongress on demand: Klaus Reisinger (iC consulenten)
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Kongress on demand: Wolfgang Pekny
Kongress on demand: Wolfgang Pekny (Footprint)
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Wolfgang Pekny ist Chemiker und Biologe per Ausbildung und politischer Aktivist aus Überzeugung. Er kann auf mehr als 40 Jahre Erfahrung beim Verwirklichen zivilgesellschaftlicher Anliegen – etwa beim Atomkraftwerk Zwentendorf, der Hainburger Au, Gewässerschutz-Kampagnen, Gentechnik-Volksbegehren – zurückblicken. Von 1987 bis 2008 war er weltweit für Greenpeace in führenden Positionen tätig. Er vertrat die Initiative Zivilgesellschaft 10 Jahre lang als Obmann. 2007 gründete er die NGO Plattform Footprint; 2009 die Unterlassens-Beratung footprint-consult e.U. Der anerkannte Spezialist für den Ökologischen Fußabdruck und „Fair Future“, Ökobilanzierungen, Biodiversität, Global Commons, Völkerrecht und das Wirkgeflecht Zivilgesellschaft und Politik unterrichtet auch an der BOKU und am FH Technikum Wien.
Aufgenommen am 20. Oktober am 10. Kongress der IG LEBENSZYKLUS BAU im SV-Dachverband, Wien
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Österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft stärkt Klimaschutz
Unter Berücksichtigung der Querschnittsthemen Mobilität, Vernetzung und Verknappung referierten Wolfgang Pekny (FOOTPRINT) und Roland Bechmann (Werner Sobek AG) über die Herausforderungen des Green Deal für die Bau- und Immobilienwirtschaft. Wolfgang Pekny betonte, dass bei Gebäuden „nicht die Baumaterialien, sondern die Lebensdauer die Nachhaltigkeit bestimmt. Letztere wird durch drei Faktoren determiniert: Qualität der Ausführung, Funktionalität (Flexibilität der Nutzung) und Schönheit.“
Roland Bechmann ist überzeugt von einer erfolgreichen Transformation der Bauwirtschaft: „Ressourcenknappheit und Klimaerwärmung stellen die Baubranche vor große Herausforderungen – gerade durch die Erstellung von Neubauten werden derzeit noch viele sogenannte graue Emissionen erzeugt. Aber durch eine Wende zu klimabewusstem Planen, Leichtbau und zirkulärer Wertschöpfung kann die Transformation der Bauwirtschaft gelingen und die Bauqualität und der Nutzerkomfort sogar steigen.“
Eine bahnbrechende Studie veröffentlicht die AG Klimaneutrale Gebäude unter Leitung von Klaus Reisinger (iC consulenten), der es gelungen ist nachzuweisen, dass die CO2-Emissionen aus der Mobilität während der Errichtung und Nutzung eines Gebäudes ausschlaggebend sind: Sie können so hoch sein wie Gebäudeerrichtung und Gebäudeenergiebedarf zusammen. Deswegen ist der Ausstieg aus fossiler Energie laut der Studie bei der Mobilität am wichtigsten. Eine Energieversorgung mit lokal erzeugten erneuerbaren Energiequellen und Vernetzung mit anderen Gebäuden bedeutet einen großen Schritt hin zur Klimaneutralität. Die vollständige Umstellung des Gebäudesektors auf eine ressourcenorientierte Kreislaufwirtschaft wird die Bau- und Immobilienbranche noch lange beschäftigen: „Die Immobilienbranche hat in den letzten Jahren gezeigt, wie man schrittweise CO2-Emissionen reduzieren und gleichzeitig die Qualität von Gebäuden steigern kann. Betrachten wir aber den CO2-Fußabdruck eines Hauses, können wir an der Gebäudegrenze nicht Halt machen, sondern müssen Errichtung, Energiebedarf und Mobilität, die das Haus auslöst, berücksichtigen. Dabei kommen wir unzweifelhaft zur Erkenntnis, dass bei der Mobilität genau diese Errungenschaften noch nicht erzielt wurden. Daher ist unsere Forderung auch ganz klar: Andere Sektoren müssen rasch ebenfalls Verantwortung beim Klimaschutz übernehmen und Emissionsreduktion und Qualitätserhöhung in Einklang bringen!“ (Klaus Reisinger)
Zusammen mit der Politik die Rahmenbedingungen schaffen
Im zweiten Teil des Kongresses standen die politischen Rahmenbedingungen des Green Deal für die Bau- und Immobilienwirtschaft in der EU und in Österreich im Fokus. Für Politikwissenschaftler Henning Deters von der Donau-Universität Krems liegt die besondere Herausforderung in der Positionierung der Bau- und Immobilienwirtschaft „Noch ist der Europäische Green Deal nur eine Wunschliste. Damit daraus Wirklichkeit wird, müssen die Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen. Die Chancen stehen besser als sonst, denn Corona macht Druck. Der Bausektor kann als Transmissionsriemen des grünen Aufbauprogramms
profitieren – wenn er sich jetzt richtig aufstellt.“
Jürgen Schneider, Sektionschef im Bundesministerium für Klimaschutz, betont die zukünftigen Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen im Gebäudebereich: „Mit dem Ziel der Klimaneutralität haben sich die EU und Österreich zu einer umfassenden Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft als Antwort auf die Klimakrise bekannt. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen müssen nun schnell gemeinsam geschaffen werden, um klimafreundliches Wirtschaften zu unterstützen. Dies wird eine Reihe von weitreichenden Änderungen auch im Gebäudebereich nach sich ziehen.“ In der nachfolgenden Panel-Diskussion verweist Karl Friedl, Vorstandssprecher der IG LEBENSZYKLUS BAU, auf die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der zentralen Themenfelder: „Der Green Deal wird nur erfolgreich sein, wenn wir Gebäude, Energie, Mobilität und Digitalisierung ganzheitlich betrachten. Nur mit branchenübergreifender Zusammenarbeit werden wir zukunftsfähige Gebäude, Quartiere und Städte für die nachfolgenden Generationen schaffen.“
Green Deal & Green Finance
Die finalen Vorträge des Kongresses von Tim Schabert (KPMG) und Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure) stellten Green Deal und Green Finance in den Mittelpunkt. Während Tim Schabert das Nachhaltigkeitsmanagement als Instrument der Veränderung des Verhältnisses zwischen Banken und Kunden herausarbeitete, forderte Christoph M. Achammer alle Tätigen in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu einem „gemeinsamen neuen Handeln von allen für alle“ auf: „Wenn die Forderungen des Green Deal nun in der Finanzwelt angekommen sind, ist es auch die unternehmerische Verantwortung aller in der Immobilienindustrie Tätigen, unmittelbar aktiv zu werden. Emissionsfreiheit bis 2050 erfordert jetzt ein gemeinsames neues Handeln von allen für alle.“
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BIM Panel-Diskussion: Was ist der Mehrwert für Errichter und Betreiber?
Christopher Poput, bei der DI Wilhelm Sedlak GmbH für BIM Kalkulation verantwortlich, sieht den Mehrwert für Errichter im Moment vor allem in der Kalkulationsphase, in der „Sicherheit betreffend Mengen, Massen und Kosten“, was einen „Vorteil in der Angebotsphase“ bedeutet. In der Zukunft erwartet er sich durch die Einbindung von BIM vor allem Verbesserungen in der Qualitätskontrolle und Dokumentation auf der Baustelle: „BIM ermöglicht endlich eine Single Source of Truth, statt dem aktuellen Vertragskonvolut.“
Aktuell stellt sich für alle Diskutierenden oft die Frage, wer die Kosten für die Implementierung von BIM tragen soll. „Gerade für KMUs bedeutet BIM ein größeres Investment, und die große Mehrzahl der Projekte wird noch ohne BIM geplant, vor allem im Wohnbau“ gibt Florian Danner, Prozess- und Strategieberater von M.O.O.CON, zu bedenken. Dieses Verhältnis würde sich bei Großprojekten und Bürogebäuden aber schon verändern, und der Wohnbausektor werde unweigerlich nachziehen. „In Zukunft wird es umgekehrt sein, und der Großteil der Projekte wird mit BIM geplant werden.“ Man dürfe hier den Anschluss nicht verpassen.
Sind BIM Daten sicher und langfristig nutzbar?
Oft gehörte Bedenken, was die Datensicherheit von BIM-gestützten Projekten angeht, und ob Baufirmen die Kompetenz haben, damit sicher umzugehen, möchte das Panel nicht gelten lassen; Florian Danner bezeichnet das sogar als „Ausrede“: „Dieselben Daten sind im Moment oft auf USB-Sticks oder werden in E-Mails verschickt. Das ist viel unsicherer, als sie gesammelt an einem Ort zu haben.“ BIM-Experte Erich Kotroczo vergleicht die Situation mit Online-Banking: “Auch die meisten Banken waren keine Experten, was z.B. Datensicherheit bei Banking via App angeht, und jetzt verwenden es alle. Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung in der Praxis, dass wir bei über 60 BIM Projekten nie ein tatsächliches Problem mit Datensicherheit hatten.“
Architekt Norbert Erlach sieht das Problem weniger bei der Sicherung als bei der langfristigen Nutzung der gesammelten Daten: „Nur fünf Prozent der bei Planung und Errichtung erfassten Daten werden im Facility Management gebraucht, ein noch viel kleinerer Teil für das Recycling – also etwa, dass man beim Gebäudeabbruch weiß, wo welches Material verbaut wurde. Wissen wir, ob diese Information in Jahrzenten noch gefunden und genutzt werden kann? Ich habe noch erlebt, dass Bauprojekte auf Floppy Discs gespeichert wurden, diese Daten wird niemand mehr lesen. Es braucht hier also auch Datenmanagement und Datenpflege.“
„Das Ziel ist, dass mit der richtigen Anwendung mehr als fünf Prozent für Facility Management nutzbar und genutzt werden,“ hält Erich Kotroczo entgegen. Dies und andere BIM-Vorteile sind aber nur möglich, wenn, so Florian Danner, „die Technologie richtig genutzt, früh in Prozesse integriert und über den gesamten Lebenszyklus eingeplant wird.“ Das scheitert im Moment auch an der Struktur der Branche, so Norbert Erlach: „Wer plant und wer nutzt, klafft auseinander – Stichwort Auftraggeber-Qualität.“
Dem stimmt auch Florian Danner zu: „Das Interesse von Entscheidern in der Planungs- und Bauphase – also etwa Investoren, Gremien – am Lebenszyklus ist zu gering, denn sie erleben die Nutzungsphase oft nicht mehr mit. Der Nutzen für den Nachfolger – also den Betreiber, den späteren Besitzer – ist egal, wenn es mich im Moment etwas kostet. Also investieren in BIM oft nur Idealisten, oder Großprojekte, bei denen Bauherr und Eigentümer deckungsgleich sind.“
Wo stehen BIM – und die Baubranche – in 10 Jahren?
Das Panel ist sich einig, dass BIM Nutzung leider nicht automatisch „grüne“ Gebäude bedeutet. „Technisch wäre es möglich, jedes Projekt von Anfang an auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen, und auch während des Lebenszyklus dahingehend zu optimieren,“ so Erich Kotroczo. „Leider ist das im Moment nicht der Fokus, aber eigentlich schaffen haben wir hiermit das perfekte System dafür.“
In seiner Zukunftsvision möchte er über den Einsatz von BIM und künstlicher Intelligenz, die sich auf Daten daraus stützt, die Menschen aus der Gefahrenzone Baustelle bringen: „Für mich hat überall dort, wo man einen Helm zum Arbeiten tragen muss, der Mensch nichts verloren.“ Christopher Poput erwartet, mit BIM effizient und sicherer zu bauen: “Wir wollen mehr wissen und besser bewerten – und, dass in 10 Jahren alle mit BIM arbeiten können.“
Norbert Erlach wünscht sich „Entwerfen über KI und Data Driven Design statt Architect Superstars, und, dass die Baustelle in die Halle wandert“. Für Florian Danner wird BIM in 10 Jahren schlicht „angekommen sein.“
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Für Klimaschutz und Arbeitsplätze: Gebäudetechniker*innen braucht das Land

Gebäudetechniker übernehmen zentrale Aufgabenbereiche in Bauprojekten. Sie sind u. a. zuständig für die Heizungs- und Kältetechnik, Lüftung, Sanitärinstallationen, Versorgungstechnik oder Elektroinstallationen. Sie sind die Spezialisten für Klimaschutz und Digitalisierung.
„In der Öffentlichkeit fehlt es an Wissen über die vielfältigen Kompetenzen und die zentrale Rolle der Gebäudetechnik in der Planung und Umsetzung von Bauprojekten. Dabei ist der Beruf des Gebäudetechnikers höchst attraktiv und zugleich zukunfts- und krisenfest: Wer Gebäudetechniker wird, hat einen Job auf Lebzeit und darüber hinaus ist dieser mit weltweiten Karrieremöglichkeiten verbunden“, so Klaus Reisinger, Vorstand der IG Lebenszyklus Bau, iC consulenten ZT GmbH, der die Initiative und die Petition gemeinsam mit Roman Weigl, Fachverbandsobmannstellvertreter der Ingenieurbüros der WKO, Wolfgang Stumpf, Donau-Universität Krems und Gunther Herbsthofer, Verband der technischen Gebäudeausrüster, ins Leben rief. Die Petition „Gebäudetechniker*innen braucht das Land“ wurde von rund 40 nationalen und internationalen Unternehmen mit über 4.000 Mitarbeitern unterzeichnet.
„Wie ein Schiff ohne Matrosen, so muss man sich den Notstand und Fachkräftemangel an Gebäudetechnikern in Österreich aktuell leider vorstellen“, betont Gunther Herbsthofer, Vorsitzender des Verbands der technischen Gebäudeausrüster. Dabei ist die Gebäudetechnik eine der zentralen und weichenstellenden Branchen für effektiven Klimaschutz und Garant für ein gesundes Klima, ohne das wir nicht leben und arbeiten können. In einer Zeit rückläufiger Lehrlingszahlen explodiert zugleich die Nachfrage nach hervorragend ausgebildeten und engagierten Gebäudetechnikern. Fachkräfte sind nötig, um die Klimavorgaben der Regierung umzusetzen. Die Nachfrage ist so hoch, dass Aufträge bereits abgelehnt werden müssen.
„Trotz des großen Bedarfs an Fachkräften mangelt es in weiten Teilen Österreichs an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten“, so Roman Weigl, Fachverbandsobmannstellvertreter der Ingenieurbüros der WKO. Das stellt Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor große Probleme. Der aktuelle Notstand an Gebäudetechnikern liegt in der mangelnden technischen Grundausbildung in den Pflichtschulen begründet und setzt sich fort mit einem viel zu geringen Ausbildungsangebot vor allem im Westen und Süden Österreichs. Gegenwärtig gibt es fast ausschließlich Angebote für Gebäudetechnik HTLs im Osten der Republik. Das muss sich dringend ändern: Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, ist ein dichteres, regionales Angebot in allen Bundesländern erforderlich. Dieses Angebot muss auch die universitäre Ausbildung umfassen, um so den komplexen Ansprüchen aus der Praxis gerecht zu werden als auch notwendige wissenschaftliche Forschungen in diesem Bereich voranzutreiben. „Um den Klimaschutz in unserem Land voranzutreiben, ist die Vermittlung eines klimaschützenden und umweltbewussten technischen Wissens der Gebäudetechniker dringend erforderlich, was in einer Weiterentwicklung und einen Ausbau des Aus- und Weiterbildungsangebotes im Bereich Gebäudetechnik münden sollte“, so Jürgen Schneider, Sektionschef im Ministerium für Klimaschutz.
Wolfgang Stumpf von der Donau-Universität Krems appelliert an die klimabewussten Jugendlichen unseres Landes, ihr Ja zum Klimaschutz mit einem praktischen Beitrag ihrer Berufswahl zu unterstreichen. Auch der Anteil der Frauen an Fach- und Führungskräften in technischen Berufen wie der Gebäudetechnik soll mittels Kampagnen und früher Weichenstellungen in den Pflichtschulen während der kommenden Jahre erhöht werden.
Mit acht konkreten Forderungen, die in der heute übergebenen Petition festgehalten sind, tritt die Initiative „Gebäudetechniker*innen braucht das Land“ an die Politik heran. Ziel ist es, budgetäre und parlamentarische Verhandlungen zur Überwindung des Fachkräftemangels in Österreich einzuleiten:
- Stärkung des Images von Gebäudetechnikern
- Mehr Technikunterricht in der Pflichtschule
- Aufwertung des Lehrberufes: Installations- und Gebäudetechniker
- Aufwertung und bessere regionale Verteilung der Gebäudetechnik HTLs
- Stärkung des Bereichs Gebäudetechnik im Rahmen der universitären Ausbildung
- Weiterentwicklung des Aus- und Weiterbildungsangebots im Bereich Gebäudetechnik
- Unterstützung von Frauen, die sich für die Gebäudetechnik begeistern
- Stärkung der Rolle der Gebäudetechniker*innen in Projekten
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LEBENSZYKLUS UND GREEN DEAL
Erfolge des ersten Halbjahres sowie aktuelle Projekte der IG LEBENSZYKLUS BAU wurden am 4. Juni im Rahmen einer Online-Konferenz vorgestellt. Auch die Arbeitsgruppen präsentierten erste Zwischenergebnisse vor rund 40 Teilnehmern.
Wichtige Schritte in diesem Jahr waren die Gewinnung von zahlreichen neuen Mitgliedern, die Übergabe der Petition „Gebäudetechniker*innen braucht das Land!“ an das Bundesministerium für Klimaschutz sowie die sowie die Planung des 10. Kongresses der IG zum Thema „Green Deal“ im Oktober. Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung der IG LEBENSZYKLUS BAU Library App, mit der ab Ende des Monats ein leinfacher Zugang zu Publikationen, Modellen und Videos der IG ermöglicht wird.
Karl Friedl, Initiator und Vorstand der IG LEBENSZYKLUS BAU, stellte das Innovationslabor „Digital findet Stadt“ vor. Diese Plattform für digitale Innovation der Bau- und Immobilienwirtschaft wurde von der IG LEBENSZYKLUS BAU gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) entwickelt. Sie will Digitalisierungs-Know-How in Österreich – mit Fokus auf Open BIM und Smart Buildings – bündeln und vor allem KMUs bei der Umsetzung dieser Innovationen unterstützen, sowie Forschung zum Thema vorantreiben. Offizieller Projektstart ist August 2020.
IG-Vorstand Erich Thewanger hielt eine passionierte Keynote zum Thema „Herausforderung, Nachhaltigkeit, Standorteinschätzung, Green Deal, Green Finance & Co“, die auch Stoff für Diskussion bot.
Klaus Reisinger gab einen Sneak Peak in Forschungsergebnisse der AG Klimaneutrale Gebäude, die den CO2 – Fußabdruck von einem Gebäude – Errichtung, Betrieb, Lage des Gebäudes – vergleicht. Ob ein Altbau in der Stadt oder ein Passivhaus in der Umgebung besser für’s Klima ist, wird beim 10. Kongress der IG LEBENSZYKLUS BAU im Herbst verraten.
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Bauträger-Forum 2020
Welche Erfahrungen haben Sie in ihren eigenen Bauprojekten mit einem Mix aus klassischem Bauprojektmanagement und agilen Methoden bereits gemacht?
Haben Sie ein Projekt, das Sie – egal ob es erst startet oder ob es sich in Planung oder Ausführung befindet – gerne zur Verfügung stellen möchten?
„Bei komplexen Projekten gibt es kein wichtigeres Thema als ein agiles und intelligentes Projektmanagement.“ Dirk Jäger (Bundesimmobiliengesellschaft)
„Je komplexer und vielschichtiger ein Projekt, beispielsweise in der Stadtentwicklung, ist, desto wichtiger wird das Thema eines agilen und interdisziplinären Projektmanagements.“ Peter Ulm (Allora Immobilien)
„Die ständige Evaluierung von Projekten, Strukturen und ein agiles Projektmanagement sind essentiell für den Erfolg eines Bauprojekts. Ebenso wichtig ist hier ein hoher Grad an Digitalisierung. Insbesondere jetzt, in Zeiten der Corona-Pandemie, sehen wir deutlich, dass viele praktisch über Nacht etablierten Digitalisierungsschübe auch nach Corona erhalten bleiben werden. Wir planen derzeit verschiedene Home-Office Modellen, an einem neuen Gleichgewicht zwischen alt und jetzt.“ Michael Baert (IFA),
„Was werden wir nach Corona von New Work übernehmen? Die Planungen dazu bei der Stadt Wien laufen auf Hochtouren. Beispielsweise wird es für die Mitarbeiter*innen der Stadt Wien in vielen Bereichen neue Arbeitsmodelle geben, und das schon ab Juni 2020. Zwanzig bis dreißig Prozent Home Office pro Woche sind eine reale und sinnvolle Möglichkeit. In zwei bis fünf Jahren werden sich dann Arbeitsmodelle und ihre Strukturen grundlegend ändern.“ Thomas Madreiter (Stadt Wien)
Haben Investitionen in oder Reduktionen von Infrastruktur eine nachhaltigere Anreizwirkung für eine Mobilitätswende?
„Wenn man neue Stadtteile oder Stadtquartiere plant, müssen wir ausprobieren, wie wir auch in Knappheitsverhältnissen steuern und wirken können. Das Mehr oder Weniger ist insbesondere in der Stadtentwicklung nicht eindeutig zu beantworten. Wichtig ist: Es muss immer ein sinnvoller Mix aus „Push“ und „Pull“ sein. Nur wenn hier eine gute Balance erreicht wird, können Bau- und Entwicklungsprojekte erfolgreich sein.“ Thomas Madreiter (Stadt Wien)
Wie können Bauträger durch Bereitstellung energieflexibler Gebäude einen Beitrag zur Energiewende leisten?
„Energie kann man nicht ohne den Kunden denken. Energie ist ein zentrales gesellschaftliches Thema. Das beginnt bei Überlegungen von „Smart Home“ bis zur Frage des Kunden: „Wie intensiv möchte ich mich mit meiner Stromrechnung auseinandersetzen?“ Wichtig ist, dass das Thema Energieflexibilität einen Mehrwert für den Kunden schafft. Wenn ja, dann macht dieses Thema für mich einen Sinn und sollte groß und standortorientiert gedacht werden.“ Walter Hammertinger Value ONE)
„Große Fotovoltaikanlagen machen derzeit nur einen Sinn, wenn wir den Strom
selbst nutzen können. Darüberhinaus wird es schwierig. Das Thema der Energieflexibilität ist ein komplexes Thema, wenn es darum geht, Strom über die Grundstücksgrenze hinaus zu liefern.“
Dirk Jäger, (Bundesimmobiliengesellschaft)
„Energieflexibilität wird langsam aber sicher als Thema „markttauglich“. Das Thema kommt beim Kunden an.“ Walter Hammertinger Value ONE)
„Die Regierung möchte bis 2030 Fotovoltaikanlagen in Österreich in der Größe von 100 Quadratkilometern bauen. Das ist eine enorme Herausforderung und wird nur dann funktionieren, wenn diese Anlagen auf bereits bestehenden Gebäuden weitestmöglich installiert werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es für Energieerzeugungsgemeinschaften Lösungen geben kann, die zum Wohl aller dienen können.“ Bertold Lindner (Heid & Partner)
„Es gibt einen hohen Bedarf an intelligenten technischen Schaltungen und Regelungen. Hier benötigen wir neue Regelungstechniken und eine stetige Wartung dieser neuen Anlagen.“ Dirk Jäger (Bundesimmobiliengesellschaft)
Wie würden Maßnahmen Ihr Geschäft beeinflussen, die Grundstücke aus der Position von spekulativen Commodities herausnehmen? Zum Beispiel könnten Grundstücke ab sofort nur mit einer Wertsteigerung von 50% der Inflationsrate weiterverkauft werden.
Würden Sie hundertprozentige Bodenwertabgaben zur Abschöpfung von Widmungs- und BPlangewinnen unterstützen?
„Eine Einschränkung beim Verkauf von Grundstücken ist eine Möglichkeit der Steuerung. Bei der Abschöpfung der Bodenwertabgabe ist es die Frage, wo sie anfällt. Eine Verteilungsgerechtigkeit der Bodenabgabe muss gefunden werden. Aber es ist bestimmt das tauglichste Instrument, um das knappe Gut „Boden“nicht verwertbar, aber nutzbar zu machen. Peter Ulm (Allora Immobilien)
„Wir sehen den Spekulationsgewinn am Grundstück nicht als treibende Kraft für eine Projektentwicklung. Die meisten Spekulationsprofiteure sind keine Projektentwickler.“ Christoph M. Achammer (ATP)
„Die Unsicherheit muss im Preis abgebildet sein, den man für ein Grundstück zahlt. Das Risiko muss immer kommuniziert werden .“ Thomas Madreiter (Stadt Wien)
„Grund und Boden sind grundsätzliche Ressourcen, die nicht vermehrbar sind. Wir müssen den spekulativen Teil dem Grundstück nehmen. Wertschöpfung muss der öffentlichen Hand zugutekommen. Christoph M. Achammer (ATP)
Welche recyclingfähigen Baustoffe bzw. wiederverwendbaren Bauteile setzen Sie bereits ein?
Was hindert Sie daran, ausgebaute (gebrauchte) Bauteile in Ihren Bauvorhaben weiter zu verwenden, bzw. Recyclingbaustoffe einzusetzen und wie groß sehen Sie jeweils das Potenzial dafür?
„„In der Mariannengasse in Wien läuft zurzeit das größte Re-Use-Projekt europaweit. Hier haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Gute Produktdatenbanken mit Produktinformationen zum Thema sind hier sehr wichtig.“ Dirk Jäger (Bundesimmobiliengesellschaft)
„Der Materialverbrauch eines West-Europäers wie aktuell ist so in der Zukunft nicht mehr fortführbar. Wenn wir im Klimaschutz erfolgreich sein wollen, dann muss es auch staatlich verordnete Rahmenbedingungen und ordnungspolitische Vorgaben geben. Die Zeit drängt! Eine weitere Prokrastination ist nicht mehr möglich.“ Thomas Madreiter (Stadt Wien)
„Die Wiederverwendbarkeit von Baumaterial ist für uns private Bauträger ein sehr wichtiger Punkt und gewinnt stetig an Bedeutung Peter Ulm (Allora Immobilien)
Welche Maßnahmen der öffentlichen Hand sind aus Ihrer Sicht notwendig, damit eine Projektentwicklung auf industriellen/gewerblichen Brachflächen wirtschaftlich attraktiv wird?
„Die Projektentwicklung auf industriellen und gewerblichen Brachflächen ist für private Bauträger ein sehr schwieriges Thema, da hier nur eingeschränkte Verwertungschancen möglich sind, da das Risiko einfach zu hoch ist.“ Peter Ulm (Allora Immobilien)
„Bei einer Projektentwicklung auf leicht kontaminierten Brachflächen stellt sich unausweichlich die Frage nach der Übernahme der Haftung. Nur ein Dritter, also eine Versicherung, kann hier Haftungsaufgaben übernehmen.“ Thomas Madreiter (Stadt Wien)
„Nicht nur das Risiko und die eingeschränkten Verwertungschancen spielen hier eine Rolle. Auch sind oft ungünstige Grundstückslagen von Einfluss. Das ist ein sehr vielschichtiges Thema und hier gibt es viele beeinflussende Koordinaten, was eine jeweilige Einzelfallprüfung erfordert.“ Michael Baert (IFA)


Wir freuen uns das Umweltbundesamt als Mitgliedsinstitution der IG Lebenszyklus Bau begrüßen zu dürfen. Das Umweltbundesamt ist Österreichs führende Expert*innenorganisation für Umwelt und zählt zu den führenden Umweltberatern Europas. Das Thema Kreislaufwirtschaft ist ein Arbeitsschwerpunkt. Gemeinsam mit Bund, Ländern und der Wirtschaft beschäftigen sich die Expert*innen mit den Themen Materialverbrauch, Stand der Technik, nachhaltiges Bauen und Monitoring der Kreislaufwirtschaft.
Wir freuen uns PHH Rechtsanwälte als Mitgliedsunternehmen der IG Lebenszyklus Bau begrüßen zu dürfen. Seit der Gründung 2001 ist die Wiener Kanzlei stetig gewachsen und wurde international mehrfach ausgezeichnet. PHH Rechtsanwälte zählt seit vielen Jahren zu den Top-Kanzleien für Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsstrafrecht in Österreich.
Wir freuen uns Drees & Sommer Österreich seit 2019 als Mitgliedsunternehmen der IG Lebenszyklus Bau begrüßen zu dürfen. Drees & Sommer ist der innovative Partner für Beraten, Planen und Betreiben. Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen rund 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 43 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.
Wir freuen uns UBM Development Österreich seit 2019 als Mitgliedsunternehmen der IG Lebenszyklus Bau begrüßen zu dürfen. Geschäftsführer Gerald Beck engagiert sich 2020 in der Arbeitsgruppe Verknappung von Grund und Boden. Für das Unternehmen ist es ein großes Anliegen, Produkte im Hotel-, Büro- und Wohnbau so nachhaltig wie möglich gestalten, weshalb soziale und ökologische Aspekte bei jeder Entscheidung mitgedacht werden. Dass Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt, beweist UBM mit einer 2017 eigens eingerichteten Gruppen-Stabsstelle für Green-Building sowie 15 Nachhaltigkeitszertifizierungen in den vergangenen Jahren. Wir haben Gerald Beck gefragt, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen:
Gerade in einer Zeit, in der die Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität immer wichtiger werden, sucht der Markt dringend nach gut ausgebildeten Fachkräften, die mit den Anforderungen einer nachhaltigen Bauweise umgehen können. Der postgraduale, berufsbegleitende Universitätslehrgang Nachhaltiges Bauen der TU Wien in Kooperation mit der Technischen Universität Graz, vermittelt ökologische, ökonomische sowie soziokulturelle Aspekte beim Planen, Bauen und Nutzen von Gebäuden.