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Gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf der Bauordnungsnovelle 2023

Gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf der Bauordnungsnovelle 2023

 

Gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes, mit der die Bauordnung für Wien, das Wiener Kleingartengesetz 1996 und das Wiener Garagengesetz 2008 geändert werden (Bauordnungsnovelle 2023) zu den Themenbereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung

 

Stellungnahme

 

Die Verbände IG Lebenszyklus Bau, Digital Findet Stadt, Facility Management Austria (FMA), Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE), Verband der ZiviltechnikerInnen und Ingenieurbetriebe (VZI) sowie die Ziviltechnikerkammer Wien, Niederösterreich und Burgenland stehen für eine nachhaltige und digitale Bau- und Immobilienwirtschaft in Österreich.

 

Die Einführung von rechtlichen Innovationen und die Einhaltung gewisser Mindestanforderungen in Punkto Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Wiener Bauordnung ist den oben genannten Verbänden und Institutionen, die zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Planung, Errichtung, Finanzierung sowie Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur vertreten, daher ein großes Anliegen.

 

In einem gemeinsamen Beurteilungsprozess wurden folgende Kritikpunkte in Bezug auf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Digitalisierungskriterien in der Wiener Bauordnungsnovelle 2023 festgestellt:

 

1. Fragen der Dekarbonisierung, des Klimawandels und der Kreislaufwirtschaft werden offengelassen

 

Bei Neubauten entfallen rund zwei Drittel der CO₂-Emissionen auf die Herstellung der Gebäude. Um den Zielpfad der CO₂-Neutralität am Gebäudesektor 2040 gemäß dem Wiener Klimafahrplan zu erreichen, ist es unumgänglich, auch die Bauordnung an diese Herausforderung unverzüglich anzupassen.

 

1.1.      Eine Dokumentationspflicht von Gebäuden bei Neubauten und Bestandssanierung mittels – digitaler – Gebäudedokumentation (inkl. Angaben zu Umweltauswirkungen, Rückbaubarkeit, Wiederverwendungs- und Recyclingpotenzial) zur Umsetzung einer werthaltigen Kreislaufwirtschaft und möglichen Kreislaufführung der verbauten Roh- und Baustoffe sowie Bauteile, ist im Entwurf der Bauordnungsnovelle nicht enthalten.

 

1.2.      Anforderungen oder auch nur eine Dokumentationspflicht der wichtigsten Ökoindikatoren und (z.B. GWP, PENRT, AP) für Neueinreichungen sind in der Bauordnungsnovelle nicht enthalten. Diese Indikatoren sollten im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse (LCA) hinterlegt werden. Durch eine LCA können, bei Vorgabe der richtigen Randbedingungen, auch Fragen der Dauerhaftigkeit sowie des Gebäudebetriebs sinnvoll beantwortet werden. Die Bewirtschaftung von Bauwerken und die Lebenszyklusphase Betrieb wird nur in äußerst geringen, fragmentierten Teilaspekten berücksichtigt. Es ist erforderlich, dass der Gebäudebetrieb über die Aspekte Instandsetzung und Energieverbrauch hinaus eine seiner Tragweite angemessene Adressierung findet.

 

1.3.      Anforderungen hinsichtlich des Recyclings/ReUse, z.B. Quoten für Recycling/ReUse im Falle des Abbruchs fehlen vollständig. Auf das Fehlen solcher Konzepte, auch im Entwurf der OIB7, wird verwiesen.

 

1.4.      Festgestellt wird, dass Fragen der Bodenversiegelung zu wenig berücksichtigt werden.

 

1.5.      Die derzeitigen Vorschriften zur Errichtung von Energieträgern berücksichtigen ausschließlich Fragen der Energieerzeugung am Gebäude bzw. am Grundstück.

Um die Energiewende erforderlich und zeitnah zu bewerkstelligen, ist die Stadt als ganzheitliches System zu betrachten. Gebote der Energieerzeugung am Gebäude müssen durch Gebote, Energie auch im öffentlichen Raum zu speichern, ergänzt werden. Damit einhergehend sind auch Alternativen zur PV-Anlage, wie die Nutzung von Geothermie, neu zu bewerten.

 

1.6.      Die derzeitige Entwicklung von Strategien, Systemen und Technologien ist noch nicht abgeschlossen. Im Sinne des „gleichwertigen Abweichens“ von den OIB- Richtlinien, sollte es einen „Abwägungsparagraphen“ geben, der neue Entwicklungen nicht nur nicht behindert, sondern auch fördert und hervorbringt.

 

2. Unvollständige Rahmenbedingungen für Bestandssanierungen durch neuen Stadtbildschutz

 

Die derzeitigen Vorschläge in der Bauordnungsnovelle greifen zu kurz, um Bestandssanierungen in jenem Umfang zu befördern, der angesichts unserer Klima- und Umweltziele angebracht wäre. Eine Weiterentwicklung des Bestandes wäre nicht nur aus Gründen der Ressourcenschonung wünschenswert, sondern ermöglicht in vielen Fällen erst den wirtschaftlichen Erhalt der historischen Bauwerke.

 

2.1.      In der Novelle werden durch eine völlig neue Systematik im Stadtbildschutz die qualitätsvolle Weiterentwicklung und die sanfte Nachverdichtung des Bestands aufs Spiel gesetzt. Insbesondere werden die bisherigen Bestimmungen (Bebauungsplan/Schutzzonen, Erhalt von erhaltungswürdigen Altbauten) durch eine sehr unbestimmte Regelung des „vorhandenen Stadtbildes“ als neuen Maßstab ergänzt und teilweise ersetzt. Durch das offenbar intendierte Einfrieren eines „vorhandenen Stadtbildes“ könnte – vor allem durch den neuen Bezug auf den Stadtbildschutz im § 69 – die dringend zu fördernde Sanierung des Bestands auf der Strecke bleiben.

 

2.2.      Es fehlt an klaren Regeln und Richtlinien, was im Rahmen dieses „vorhandenen Stadtbildes“ möglich ist, und was nicht. Der Ermessensspielraum der Behörde ist enorm hoch. Wir benötigen vor einer solchen Neusystematik des Stadtbildschutzes transparente und öffentliche Kriterien, nach welchen Ensembles, Gebäude oder deren Teile als für das Stadtbild erhaltungswürdig und nicht erhaltenswürdig eingestuft werden, um mehr Planbarkeit für Bauwerber:innen und Planer:innen herzustellen.

 

2.3.      Es gilt außerdem, mehr Anreize zu setzen, um die Weiterentwicklung von Bestandsimmobilien attraktiver zu machen, z.B. durch unbürokratische Möglichkeiten zur sanften Verdichtung bei Erhalt von Gebäuden statt dem in letzter Zeit zunehmendem Abbruch und Neubau. Der neue Abs. 2 Z 5, mit welchem der § 69 in Richtung „Klimaparagraph“ weiterentwickelt wird, ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung, kann aber nicht der letzte sein.

 

2.4.      Der Schutz von Bestandsimmobilien sollte auf die Schonung von Ressourcen in Form einer Lebenszyklusbetrachtung, und weniger auf das Errichtungsjahr, abgestellt werden. Der Schutz von Bestandsimmobilien könnte zum Beispiel auf alle Gebäude angewendet werden, bei denen eine Einhaltung der EU-Taxonomie-Vorgaben mit wirtschaftlich und technisch verträglichen Mitteln erreicht werden könnte.

 

3. Die Bauordnungsnovelle ist als Grundlage für ein nachvollziehbares und widerspruchsfreies Genehmigungsverfahren ungeeignet

 

Die mit der Bauordnungsnovelle neu geschaffenen Regelungen erhöhen den Planungs- und Verwaltungsaufwand. Außerdem sind vermehrt Zielkonflikte zu erkennen. Durch die Anforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, finden sich durch die gewachsene Struktur der Bauordnung Widersprüchlichkeiten und Redundanzen. Damit wird die Rechtssicherheit geschwächt. Sie ist in der vorliegenden Form auch für ein auf weitgehende Digitalisierung ausgelegtes Verfahren ungeeignet.

 

Die Bauordnung braucht daher eine grundsätzliche Neukonzeption im Sinne einer Vereinfachung, eindeutiger Bestimmungen ohne Interpretationsspielraum und der Festlegung klarer Grenzwerte.

 

Wir danken für die Berücksichtigung unserer Stellungnahme!

 

Stellungnahme herunterladen (Pdf)

 

Die Verbände


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Lebenszyklus im Blick: Steigende Komplexität in der Baubranche

nton Wanas, Rubner Holzbau GmbH
nton Wanas, Rubner Holzbau GmbH

Wir freuen uns Rubner Holzbau GmbH als das neuste Mitglied der IG LEBENSZYKLUS BAU begrüßen zu dürfen. Das Unternehmen beschäftigt sich mit Holzkonstruktionen, mehrgeschoßigen Holzbauten und internationalen Projekten.

Im Interview beantwortet Anton Wanas, Prokurist von Rubner Holzbau, warum Rubner Mitglied geworden ist, wie für ihn die Mitarbeit in einer der Arbeitsgruppen der IG Lebenszyklus Bau lief und warum die Aufgaben der Baubranche immer komplexer werden.

 

Interview mit Anton Wanas

 

Warum sind Sie der IG Lebenszyklus Bau beigetreten?

Also ich wurde letztes Jahr angesprochen, um in der Arbeitsgruppe für die Entwicklung eines Prozessmodells für Hybridbau und modulares Bauen mitzuarbeiten. Das habe ich sehr gerne getan und ich habe die Arbeit mit den Kollegen dort als wirklich bereichernd empfunden. Die meisten der Teilnehmer habe ich schon von früheren Tätigkeiten gekannt und es war wirklich eine ganz tolle Arbeitskultur, die wir dort gehabt haben. Und da war für mich klar, dass für uns als Unternehmen und auch für mich als Person es ganz wichtig ist, hier auch zukünftig mitzuarbeiten. Und da haben wir uns gleich entschlossen der IG Lebenszyklus Bau beizutreten.

 

Was sind für Sie die zentralen Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren?

Die Dynamik an neuen Anforderungen und die immer höher werdende Komplexität an Aufgaben machen es aus unserer Sicht notwendig, ein Bauprojekt schon in der Entwicklungsphase integral zu denken. Nicht erst, was heute eh schon klar ist, in der Ausführungsplanung eine integrale Planung zu haben, sondern bereits die Entwicklungsphase muss unter Einbeziehung aller möglichen Partner stattfinden und das ist etwas, das den ganzen Bauprozess natürlich immer komplexer macht. Und ich glaube, dass hier die größten Herausforderungen in der Zukunft zu sehen sind. 

 

Was möchte ich als Mitglied in den kommenden Jahren zur IG Lebenszyklus Bau beitragen?

Als Teilnehmer an dem gesamten Bauprozess wollen wir natürlich als Unternehmen unsere Erfahrungen teilen und auch unsere Sichtweisen mit anderen Teilnehmern diskutieren und hier auch gestalterisch an der Entwicklung neuer Positionen und neuer zukunftsfähiger Prozesse mitarbeiten. Ich glaube, das ist eine der ganz großen Triebfedern, die wir haben, um hier zukünftig teilzunehmen.

Lebenszyklus im Blick: Anton Wanas, Rubner Holzbau GmbH

Im Rahmen der Serie "Lebenszyklus im Blick" melden sich die Mitglieder der IG Lebenszyklus Bau regelmässig zu aktuellen Themen rund ums Planen, Bauen, Betreiben und Finanzieren von Bauprojekten zu Wort.

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Lebenszyklus im Blick: Datenmanagement als zentrale Herausforderung

Mirko Warzecha, Mensch und Maschine
Mirko Warzecha, Mensch und Maschine

Wir freuen uns Mensch und Maschine Austria GmbH als noch junges Mitglied der IG LEBENSZYKLUS BAU begrüßen zu dürfen. Mensch und Maschine ist ein Softwarelieferant und Schulungsanbieter sowie beratend tätig für Kunden im Baubereich, vom Architekten, über Ein-Personen-Büros und Baufirmen bis hin zu öffentlichen Auftraggebern.

Im Interview beantwortet Mirko Warzecha, Prokurist von Mensch und Maschine, warum sie Mitglied geworden sind und warum Datenmanagement für ihn die zentrale Herausforderung der Bau- und Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren ist.

 

Interview mit Mirko Warzecha

 

Warum sind Sie der IG Lebenszyklus Bau beigetreten?

Mich hat dieses breite Spektrum an Personen sehr fasziniert, die sich Digitalisierungsfragen widmen und entsprechend auf einem sehr hohen Niveau praxisorientierte Lösungsansätze entwickeln wollen. Das interessiert uns als Mensch und Maschine sehr.

 

Was sind für Sie die zentralen Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren?

Als zentrale Herausforderung für die Zukunft sehen wir ganz klar die Handhabung der Daten, die wir jetzt erwirtschaften und generieren, dass wir diese Daten richtig generieren, richtig analysieren und für die Zukunft gut nutzen können für die richtige Anwendung.

 

Was möchte ich als Mitglied in den kommenden Jahren zur IG Lebenszyklus Bau beitragen?

Wir möchten unsere Expertise, unsere Erfahrungen aus den Projekten von unseren Kunden mit in die IG Lebenszyklus Bau einbringen, um die Lösungen, die dort entwickelt werden, bestmöglich zu unterstützen.

Lebenszyklus im Blick: Mirko Warzecha, Mensch & Maschine Austria GmbH

Im Rahmen der Serie "Lebenszyklus im Blick" melden sich die Mitglieder der IG Lebenszyklus Bau regelmässig zu aktuellen Themen rund ums Planen, Bauen, Betreiben und Finanzieren von Bauprojekten zu Wort.

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Lebenszyklus im Blick: Übergang zu einer kreislauffähigen Bauwirtschaft

Werner Weingraber, Madaster Austria
Werner Weingraber, Madaster Austria

Wir freuen uns Madaster Austria als unser neustes Mitglied der IG LEBENSZYKLUS BAU begrüßen zu dürfen. Madaster ist das Kataster für Materialien mit der Vision, Material eine Identität zu geben, nachhaltigen Wert für Umwelt und Klima und für zukünftige Immobilien zu schaffen.

Im Interview beantwortet Werner Weingraber, warum Madaster Mitglied geworden ist, was in seinen Augen die die zentralen Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren sind und, was er als Mitglied beisteuern möchte.

 

Interview mit Werner Weingraber

 

Warum sind Sie der IG Lebenszyklus Bau beigetreten?

Die IG Lebenszyklus Bau ist nicht nur eine der führenden Organisationen rund um Bau und Immobilien Österreich, sondern die die Lebenszyklus, Bau und Mandatsverteilung grundsätzliche Werte und Vorstellungen wie die Lebenszyklus-Betrachtung, Nachhaltigkeits-Betrachtung und die Zusammenarbeit der verschiedenen Seiten, die Immobilien und Bau gestalten. Insofern war es für uns eine natürliche Wahl, sehr gerne hier Mitglied der IG Lebenszyklus Bau zu werden.

 

Was sind für Sie die zentralen Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren?

Natürlich sind aktuelle Themen wie die Zinslandschaft, Baukosten und Inflation wichtige Rahmenbedingungen. Nichtsdestotrotz, wenn man das große Bild sich ansieht, geht es darum, dass über die nächsten Jahre und Jahrzehnte die Ressourcen auf unserer Welt zu Ende gehen werden, dass die Klimaerwärmung voranschreitet und dass es hier Lösungen bedarf, um in der Zukunft weiterhin großartige Immobilien ermöglichen zu können. Das setzt voraus, dass wir nicht so wie über die letzten Jahrzehnte üblich, Materialien einmalig verwenden und wegwerfen, sondern dass wir eine Welt ohne Müll schaffen.

Ressourcen im Kreislauf halten, dauerhaft nutzen, die richtigen Materialien und Produkte auswählen, richtig verbauen und schon in der Planung auf den auf die Wiederverwendbarkeit hier Rücksicht nehmen. Grob gesagt, das ist der Übergang von der klassischen linear Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft und ist eine Voraussetzung, dass wir alle den Wohlstand in unserer Gesellschaft und großartige Immobilien auch in der Zukunft haben werden.

 

Was möchte ich als Mitglied in den kommenden Jahren zur IG Lebenszyklus Bau beitragen?

Als Madaster Österreich würden wir sehr gerne ein aktives Mitglied von der IG Lebenszyklus Bau werden. Wir möchten zuhören, welche Themen hier in Österreich die Mitglieder beschäftigen, die Branche beschäftigen, um dann von unserer Seite Erfahrungen einbringen. Als Madaster haben wir grob seit 2017 bereits 5.000 Immobilien auf unserer Plattform mit 500 Partnern. Dazu möchten wir die Daten und Methoden einbringen, von Madaster zum Beispiel für die Material, Herkunft, Materialauswahl, für die Optimierung der Lebensdauer und der Wiederverwendbarkeit. Und damit zusammenhängend natürlich die Themen, die jetzt, wo wir alle vor der Nase stehen, ob das Zertifizierungen sind, Taxonomie, CCD und das am Weg zur Urbanisierung des Urban.

Lebenszyklus im Blick: Werner Weingraber, Madaster Austria GmbH

Im Rahmen der Serie "Lebenszyklus im Blick" melden sich die Mitglieder der IG Lebenszyklus Bau regelmässig zu aktuellen Themen rund ums Planen, Bauen, Betreiben und Finanzieren von Bauprojekten zu Wort.

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Sechs Punkte für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Sechs Punkte für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung © Melinda Nagy
© Melinda Nagy

Anlässlich der Überarbeitung der Wiener Bauordnung sowie der bevorstehenden OIB-Richtlinie 7 haben sich sieben führende Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft erstmals zusammengeschlossen, um gemeinsam „Mindestanforderungen“ für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu formulieren. Das Ergebnis: Ein 6-Punkte-Plan für die verstärkte Integration ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitskriterien sowie die schnellstmögliche Umsetzung des digitalen Akts und der digitalen Baueinreichung. Das Dokument wurde bereits an die Verwaltung übergeben und sehr positiv aufgenommen.

 

„Wir möchten die Überarbeitung der Wiener Bauordnung zum Anlass nehmen, nachdrücklich zu vermitteln, dass nachhaltiges und digitales Planen, Errichten und Betreiben im Baurecht bzw. in den Bauordnungen noch stärker verankert werden muss,“ betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der gemeinsamen Aktion, bei der offiziellen Übergabe des Dokuments an die Stadt Wien.

 

Die teilnehmenden Verbände IG Lebenszyklus Bau, Digital Findet Stadt, Facility Management Austria (FMA), Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs (VIBÖ), Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV) und Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) vertreten Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Planung, Errichtung, Finanzierung sowie Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur und stehen für eine nachhaltige und digitale Bau- und Immobilienwirtschaft in Österreich.

 

Der 6-Punkte-Plan wurde in einem gemeinsamen Arbeitsprozess erstellt und stellt die Grundlage für vertiefende Diskussionen und die Erarbeitung konkreter Umsetzungsvorschläge dar. Mit der Wiener Bauordnungsnovelle 2023 und der OIB-Richtlinie 7 sind jetzt starke rechtliche Hebel in der Pipeline, mit denen dieser Punkte-Plan umgesetzt werden kann.

„Es geht uns auch darum, mit der gemeinsamen Veröffentlichung zu zeigen, dass die Einhaltung gewisser Mindestanforderungen in Punkto Nachhaltigkeit und Digitalisierung ein absolut zentrales Anliegen aller Unternehmen ist, die wir als Verbände vertreten,“ ergänzt Kradischnig.

 

Den 6-Punkte-Plan herunterladen

 

Die sechs Punkte

 

In den folgenden sechs Punkten wurde zunächst der Ist- und anschließend der Soll-Zustand beschrieben.

 

  1. Realistische Kosten- und Terminziele

Aktuell werden bei Projekten oftmals Budgets vorgegeben, mit deren Umsetzung nachhaltige und lebenszyklusorientierte Projekte nicht realisierbar sind. In einem Verifikationsprozess mit neutralen Fachexpert:innen müssen die Projektziele vor dem Vorentwurf evaluiert und den Anforderungen entsprechende Budget- und Terminziele im Sinne nachhaltiger und lebenszyklusorientierter Projekte entwickelt werden.

 

  1. Klare Rahmenbedingungen für Bestandssanierungen

Es fehlen klare Rahmenbedingungen für umfassende Bestandssanierungen.

Der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen sowie die umfassende Gebäudesanierung müssen in der Wiener Bauordnung klar formuliert werden.

 

  1. Ausweitung beim Schutz von Gebäuden

Gebäude werden oftmals abgerissen, obwohl es im Lebenszyklus nachhaltiger wäre, sie zu sanieren. Der Schutz von Bestandsimmobilien muss auf alle Gebäude ausgeweitet werden, bei denen zum Beispiel eine Einhaltung der EU-Taxonomie-Vorgaben mit verträglichen Mitteln erreicht werden könnte. Die Verträglichkeit – vergleichbar mit der technischen Abbruchreife in Schutzzonen – wäre noch zu definieren.

 

  1. Digitaler Gebäudepass bei allen Neubauten und Sanierungen

Bestandsgebäude sind derzeit unzureichend dokumentiert. Dies erschwert die Voraussetzungen für eine Umsetzung der Kreislaufwirtschaft.

Der digitale Gebäudepass muss für alle Neubauten und Sanierungen in der Wiener Bauordnung verpflichtend eingeführt werden. Die konkrete Vorgabe für die Detaillierung des Gebäudepasses soll von der Behörde festgelegt werden. Jedenfalls muss er Angaben zu Umweltauswirkungen, Rückbaubarkeit, Wiederverwendung- und Recyclingpotential beinhalten. Es sollte ein standardisierter Wiederverwertungsgrad für Neubau, zum Beispiel von mindestens 30 Prozent des eingebauten Materials (bezogen auf die Tragstruktur, Gebäudehülle und Innenausbau), vorhanden sein.

 

  1. Lebenszykluskostenberechnung verpflichtend vorschreiben

Lebenszykluskosten werden derzeit bei der Planung nicht oder unzureichend berücksichtigt. Bei der Einreichung ist eine von einer oder einem entsprechend qualifizierten Fachexpert:in erstellte standardisierte Lebenszykluskostenberechnung zur Orientierung über die Folgekosten für Gebäude vorzulegen.

 

  1. Verankerung digitaler Bauverfahren

Derzeit ist nicht bekannt, bis zu welchem Zeitpunkt das Digitalisierungs-Projekt BRISE-Modell (Building Regulations Information for Submission Envolvement) der Stadt Wien auf alle Bauwerber ausgerollt wird. Das digitale Bauverfahren muss schnellstmöglich durch Zurverfügungstellen von personellen und finanziellen Ressourcen bei den relevanten Magistratsabteilungen ausgerollt werden. Die digitale Einreichung ist daher auch in der aktuell verhandelten Novelle der Wiener Bauordnung zu verankern. Ein digitales Verfahren darf dabei nicht zu höherer Prüfdichte als derzeit und damit zu einem Mehraufwand bei Planern und Bauherren führen. Alle Elemente des digitalen Bauverfahrens, bei denen der Schutz geistigen Eigentums Dritter oder der Datenschutz dem nicht entgegensteht, sollen zudem öffentlich verfügbar gemacht werden (Open Source, Open Data), um eine laufende Weiterentwicklung und Verbesserung zu erleichtern.

 

Statements der teilnehmenden Verbände

 

Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau (www.ig-lebenszyklus.at)

„Projekte müssen für alle Beteiligten erfolgreich sein und eine langfristige, tragfähige Kultur der Zusammenarbeit ermöglichen.“

 

Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI (www.oegni.at)

„Die dringende Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien, EU-Taxonomie und ESG braucht seitens des Regulativs einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen, die wir mit obigen Vorschlägen vorerst abgedeckt sehen.“

 

Sebastian Beiglböck, Geschäftsführer der VÖPE (www.voepe.at)

„Digitale Bauverfahren bieten Erleichterungen für alle Akteure und Voraussetzungen für eine nachhaltige und lebenszyklusorientierte Planung, Errichtung und Bewirtschaftung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“

 

Steffen Robbi, Geschäftsführer von Digital Findet Stadt (www.digitalfindetstadt.at)

„Im Hinblick auf das zukünftig verpflichtende ESG-Reporting ist die Rolle von BIM als einer der wichtigsten Datenspeicher und Träger für Kriterien zum Nachweis kreislauffähigen Bauens nicht zu unterschätzen.“

 

Michael Pauser, Geschäftsführer der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (ÖBV) (www.oebv.at)

„Es fehlen klare Rahmenbedingungen für umfassende Bestandssanierungen, die über den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen hinausgehen.“

 

Mikis Waschl, B.Eng., Präsident der IFMA Austria (FMA I IFMA Austria) (www.fma.or.at)

„Die Überarbeitung der Bauordnung ist eine seltene Gelegenheit, zwei wesentlichen Themen unserer Zeit, der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit, eine angemessene und auch verbindliche Grundlage für Wertschöpfungsbereiche und -phasen eines Bauwerks zu geben.“

 

Matthias Wohlgemuth, Geschäftsführer der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs (VIBÖ) (www.viboe.at)
„Die Novelle der Wiener Bauordnung bietet die Gelegenheit, den Hebel bei der Weiterentwicklung der Digitalisierung anzusetzen und damit sowohl Verfahrenseffizienz – Stichwort BRISE – als auch Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu verbessern.“

 

 


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Lebendiger Wegweiser für nachhaltiges Bauen & Arbeitsgruppen 2023

Klimawandel, Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme – rund 100 Expert:innen der IG Lebenszyklus Bau sind derzeit damit beschäftigt, Antworten auf diese und andere aktuelle Herausforderungen der Bau- und Immobilienbranche zu erarbeiten. „Vom Trend zur gebauten Wirklichkeit“ lautet dabei das Motto des aktuellen Arbeitsjahres, dessen Ergebnisse dazu beitragen sollen, die 2022 vom Verband formulierten Trends für die nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft zu ergänzen, zu verfeinern und – wenn nötig – zu korrigieren.

 

„Mit diesem Arbeitssystem schaffen wir einen lebendigen Wegweiser für Bauherren und Branchenteilnehmer:innen in einer Zeit, die uns vor große Herausforderungen stellt, aber auch die Chance für tiefgreifende und positive Veränderungen beinhaltet,“ betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher IG Lebenszyklus Bau, DELTA.

 

Gretchenfrage ESG

 

„Die Berücksichtigung der ESG-Kriterien in allen Phasen des Gebäudelebenszyklus wird immer mehr zu jenem Thema, das alle am Bauprozess beteiligten Bereiche gleichermaßen trifft,“ ist Vorstandsmitglied Stephan Heid, Heid & Partner, überzeugt. Und dies nicht nur in Bezug auf den Beitrag der Branche für ein – für 2050 festgelegtes – klimaneutrales Europa. Auch die ökonomischen Folgen eines Nichteinhaltens seien nicht mehr tragbar. „Wir reden hier nicht mehr von der Zukunft. Investitionen sind eng an die Einhaltung der ESG-Kriterien geknüpft und beeinflussen den Verkehrswert einer Immobilie massiv,“ betont Vorstandsmitglied Stefan Rufera, KPMG, der zu diesem Thema 2023 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen hat.

 

Auch zu diesem Zweck soll 2023 ein „Klimarisiko-Guide“ für Immobilienentwickler und

-eigentümer entstehen. Ziel ist die Erstellung eines ersten Leitfadens zur Evaluierung von Klimarisiken. „Darüber hinaus soll eine Übersicht zur Grobabschätzung von CO2–Emissionen von Hochbauten erstellt werden,“ betont Christian Plas, denkstatt, der diesen Prozess gemeinsam mit Vorstandsmitglied Klaus Reisinger von ClimatePartner vorantreibt.

 

Bestandssanierung und Bodenversiegelung als zentrale Hebel

 

Als besonders wichtiger Beitrag der Branche für ein klimaneutrales Europa gilt auch die zukunftsorientierte Bestandssanierung. „Hierunter fallen Themen wie Kreislaufwirtschaft und Sanierungszyklen, Sanierungsmöglichkeiten verschiedener Gebäudetypen und auch die Rolle des Systembaus in der Sanierung,“ fasst IGLZ-Vorständin Margot Grim-Schlink, e7, die Themenschwerpunkte 2023 zusammen.

 

Auch dem Thema Dachflächennutzung wird in Punkto Klimaschutz eine wichtige Rolle zugesprochen. „Die multifunktionelle Nutzung der Dächer, wie u. a. das Solargründach kann zu einer großen Reduktion von CO2-Emissionen führen.  Unser Ziel ist, das genau abschätzen zu können und eine CO2-Reihung unterschiedlicher Dachnutzungen zu erstellen,“ betont Susanne Formanek, GRÜNSTATTGRAU, die eine entsprechende Arbeitsgruppe zu diesem Thema leitet.

 

Die so wichtige Reduzierung der Bodenversiegelung soll durch konkretisierte Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und Gemeinden vorangetrieben werden. „Wir möchten wissen, wie sich etwa Siedlungsstruktur, Größe, topographische, demographische, ökonomische, soziologische Gegebenheiten auswirken. Das soll die Umsetzung auf verschiedenen Ebenen erleichtern,“ beschreibt Dominik Philipp, Dietrich | Untertrifaller, das Vorgehen der von ihm und Christoph Müller-Thiede, M.O.O.CON, geleiteten Arbeitsgruppe, die auf dem 2022 veröffentlichten  Leitfaden „Netto-Neuversiegelung gleich NULL!“ aufsetzt.

 

Gewappnet gegen Greenwashing und fit für die nachhaltige Lieferkette

 

Jüngste Untersuchungen der EU-Kommission zeigen, dass rund die Hälfte der „grünen“ Behauptungen von europäischen Unternehmen falsch oder irreführend sind. 2023 soll daher eine Art „Zertifizierungskompass“ für Unternehmen erarbeitet werden. „Wir sind überzeugt davon, dass eine fundierte Kenntnis über die zentralen ESG-Zertifizierungen eines der wirksamsten Mittel ist, um sich gegen Greenwashing zu schützen,“ betont Berthold Hofbauer, Heid und Partner Rechtsanwälte.

 

Globale Lieferketten und die nunmehr anstehenden Herausforderungen praktischer Umsetzung bestehender und zukünftiger Pflichten für Unternehmen werden unter der Leitung von Markus P. Beham, Universität Passau, beleuchtet. Beham: „Bauherren dürfen sich von uns 2023 konkrete Handlungsanleitungen zum Umgang mit Lieferkettengesetzgebung erwarten.“

 

Vorstand der IG Lebenszyklus Bau 
© IG Lebenszyklus Bau/Leo Hagen
Vorstand der IG Lebenszyklus Bau
© IG Lebenszyklus Bau/Leo Hagen

Über die IG LEBENSZYKLUS BAU

 

Die IG LEBENSZYKLUS BAU umfasst rund 90 Unternehmen und Institutionen der Bau- und Immobilienwirtschaft Österreichs. Der 2012 als IG Lebenszyklus Hochbau gegründete, gemeinnützige Verein unterstützt Bauherren bei der Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Finanzierung von ganzheitlich optimierten, auf den Lebenszyklus ausgerichteten, Bauwerken. Interdisziplinäre, bereichsübergreifende Arbeitsgruppen bieten eine gemeinsame Plattform für Projektbeteiligte aus allen Bereichen des Gebäudelebenszyklus.

 

Links:

 


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Trend-Report für die nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft

Trend-Report für die nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft (c) Leo Hagen
© Leo Hagen

 

Die IG Lebenszyklus Bau ist stolz darauf, Ihnen mit „8 ½ Trends“ den ersten Trend-Report für die nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft vorstellen zu dürfen, der im Rahmen des 12. Kongresses am 15. November erstmals präsentiert wurde.  Gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen der Bau- und Immobilienbranche wirft die IG Lebenszyklus Bau einen Blick in die Zukunft. „8 ½ Trends“ sind es, die der 2012 gegründete Verein für die kommenden zehn Jahre herausgearbeitet hat: Ob Corporate Climate Responsibility, das Mieten von Bauteilen und Baustoffen, Topfield-Developments oder Biophilic Design – im Rahmen des Trend-Reports wird aufgezeigt, wo die Reise beim nachhaltigen Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden hingeht.

 

Alle Leitfäden und der Trend-Report stehen unter folgendem Link zum kostenfreien Download zur Verfügung:

www.ig-lebenszyklus.at/publikationen2022

 

Neun neue Leitfäden für Bauherr:innen und Branchenvertreter:innen

 

Um den Weg dorthin bestmöglich zu bestreiten, stehen Bauherren und Branchenvertretern neun aktuelle Leitfäden zur Verfügung, die fachliche Unterstützung bei Themen wie Bodenversiegelung, Hybrid- und Systembau, Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Lieferkettengesetze, EU-Taxonomie, Vergabe-Compliance und Nachhaltige Sanierung bieten.

 

Acht Trends und eine Vision

 

„Die IG Lebenszyklus Bau deckt mit ihren Mitgliedsunternehmen den gesamten Planungs- und Bauprozess sowie Finanzierung, Betrieb und Rückbau von Gebäuden ab. In den vergangenen Jahren haben wir mit rund 90 Unternehmen der Branche an die 50 Leitfäden für Bauherr:innen- und Branchenvertreter:innen verfasst. Mit dem Trend-Report komprimieren wir dieses Wissen und richten einen optimistischen und konstruktiven Blick in die Zukunft“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau.

 

Die 8 ½ Trends wurden in Zusammenarbeit mit zahlreichen Expert:innen aus den drei großen Themenbereichen Klimaschutz, Verknappung und Social Impact erarbeitet und mit Best-Practice-Beispielen unterlegt. Da die „Humanökonomie“ eher noch Vision als Trend ist, erhält sie im Rahmen des Trend-Reports nur einen „halben Punkt“, ist aber unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft:

 

1. Kein Bauen ohne Klimaresilienz
2. CCR–Corporate Climate Responsibility
3. Vom Me-Project zum We-Project
4. Mieten von Bauteilen und Baustoffen
5. Regionalisierung: Auf die Nähe kommt es an
6. Das Viertelstunden-Quartier
7. Topfield-Developments
8. Biophilic Design
8 ½. Humanökonomie

 

Save-the-date: KONNEX BAU Onlineforum Special Edition am 1. Februar 2023

 

Gerne machen wir Sie bereits jetzt auf unsere erste KONNEX BAU Onlineforum Special Edition am Mittwoch, 1. Februar 2023, 16:00 – 18:00 Uhr, aufmerksam. Hier steht der Trend-Report „8 ½ Trends“ im Fokus und stellt sich den Fragen und Anmerkungen der Teilnehmenden. Das Programm und die Speaker werden in einem der kommenden Newsletter bekanntgegeben. Anmeldungen ab sofort bitte an: office@ig-lebenszyklus.at

Wir freuen uns auf Ihre Mitwirkung!

 

12. Kongress „Raum und Verantwortung“ als Motto für 2022

 

 

Präsentiert wurden der Trend-Report sowie die weiteren Arbeitsergebnisse 2022 im Rahmen des 12. Kongresses der IG Lebenszyklus Bau am 15. November in Wien. Besucht von rund 150 Branchenvertreter:innen und Auftraggeber:innen, stand 2022 das Motto „Raum und Verantwortung“ im Mittelpunkt der Veranstaltung. Prominente Keynotes von Philosoph Robert Pfaller, Sozioökonom Andreas Novy und der Projektentwicklerin Jasmin Soravia sorgten für einen starken Auftakt des Kongresses, der mit zahlreichen Best Practice-Vorträgen, Summaries aus den Arbeitsgruppen und hochkarätigen Panels ergänzt wurde. Im Fokus stand dabei die nachhaltige Gebäude- und Quartiersentwicklung im urbanen und ruralen Raum unter besonderer Berücksichtigung der Faktoren Klimawandel, Ressourcenverknappung und neuen sozialen Herausforderungen.

 

Fotogalerie

 


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Die neusten Publikationen der IG LEBENSZYKLUS BAU 2022

Um den Weg zum nachhaltigen Planen, Bauen und Betreiben von Gebäude bestmöglich zu bestreiten, stehen Bauherren und Branchenvertretern neun aktuelle Leitfäden zur Verfügung, die fachliche Unterstützung bei Themen wie Bodenversiegelung, Hybrid- und Systembau, Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft, Lieferkettengesetze, EU-Taxonomie und Vergabe-Compliance und Nachhaltige Sanierung bieten. Alle Publikationen können unter https://ig-lebenszyklus.at/publikationen/ heruntergeladen werden. 

8 1/2 Trends – Ein Report aus der Zukunft

 

Gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen der Bau- und Immobilienbranche wirft die IG Lebenszyklus Bau im neuen Trend-Report einen Blick in die Zukunft. „8 ½ Trends“ sind es, die man beim 2012 gegründeten Verein ortet: Ob Corporate Climate Responsibility, das Mieten von Bauteilen und Baustoffen, Topfield-Developments oder Biophilic Design – im Rahmen des Trend-Reports zeigt der Verein auf, wo die Reise beim nachhaltigen Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden hingeht.

 

 

CO2-Emissionen hervorgerufen durch Mobilität auf der Baustelle

Arbeitsgruppenleitung: Klaus Reisinger, ClimatePartner GmbH

 

Diese Publikation reiht sich in eine Reihe von Veröffentlichungen der IG Lebenszyklus Bau ein, die sich mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen. Sie ist in diesem Sinne einerseits als Ergänzung zum Leitfaden „Klimaneutrale Gebäude“ der IG Lebenszyklus Bau aus dem Jahr 2020 zu verstehen, hat aber andererseits auch als eigenständiges Dokument ihre Berechtigung. Im Kern geht es den Autoren darum, den Stellenwert der Mobilität auf der Baustelle im Verhältnis zu anderen Lebenszyklusphasen in Bezug auf die CO2-Emissionen von Gebäuden aufzuzeigen. Darüber hinaus haben die Autoren auch Optimierungsvorschläge erarbeitet, mit deren Umsetzung die „CO2-Emissionen auf der Baustelle“ deutlich reduziert werden können.

 

 

EU Taxonomy: Übergang zu einer Kreislafuwirtschaft

Arbeitsgruppenleitung: Stefan Rufera, KPMG Austria & Christian Plas, denkstatt

EU Taxonomy: Übergang zu einer Kreislafuwirtschaft

 

Wesentlicher Baustein des EU-Aktionsplans für die Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums ist die Entwicklung eines einheitlichen EU-Klassifikationssystems (EU-Taxonomie), worin definiert werden soll, was unter einer „nachhaltigen Wirtschaftsaktivität“ zu verstehen ist. Ziel davon ist die Bereitstellung von Information für Investoren, um Geldflüsse in diese, in der EU gewünschten politischen Zielrichtungen zu lenken. Gerade die Bau- und Immobilienwirtschaft wird aufgrund ihrer langfristig wirksamen Investitionen besonders aufmerksam von Geldgebern betrachtet. Vor diesem Hintergrund hat sich die Arbeitsgruppe vorgenommen, mögliche Ansätze für Nachweise von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten in diesem Sektor entsprechend den Anforderungen der EU-Taxonomie praxisnah und konkret aufzuzeigen und abzuleiten.

 

 

Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen – 5 Factsheets

Arbeitsgruppenleitung: Verena Macho, FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH & Gerhard Kopeinig, ARCH+MORE ZT GmbH

 

Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen - 5 Factsheets

Folgende Schwerpunkte haben die Factsheets dieser Publikation zum Themenfeld „Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen“:

  • Begriffsdefinitionen,
  • Digitaler Gebäudepass,
  • Kosten und Werte in der Kreislaufwirtschaft,
  • Herangehensweise bei Bestandsentwicklung / Sanierung
  • sowie Dynamische Prozesse – Dezentrale Planung.

In den kommenden Jahren werden die Factsheets um weitere Schwerpunkte erweitert.

 

 

Lieferkettengesetze in der Praxis

Arbeitsgruppenleitung: Markus P. Beham, LL.M. (Columbia), Universität Passau & Stephan Heid, Heid und Partner Rechtsanwälte GmbH

 

Lieferkettengesetze in der Praxis

Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeitsrecht hat sich für dieses und das kommende Jahr zum Ziel gesetzt, die rechtlichen Fragen globaler Lieferketten zu ergründen und sich damit zugleich einem Kernthema der IG Lebenszyklus Bau selbst zu widmen. Damit flankiert die Arbeitsgruppe die Arbeit anderer Arbeitsgruppen zu den Themen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Compliance. Das Thema ist zudem vor dem Hintergrund des Phänomens der Lieferkettengesetzgebung, sei es auf nationaler Ebene oder auf jener der Europäischen Union, von besonderer Relevanz für die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft.

 

 

Nachhaltige Sanierungen: Problemlagen & Lösungsansätze

Arbeitsgruppenleitung: Margot Grim-Schlink, e7 energy innovation & engineering

 

Nachhaltige Sanierungen: Problemlagen & Lösungsansätze

Durch die Intensivierung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsdebatte in den vergangenen Jahren ist das Thema der Gebäudesanierung weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit gerutscht. Nachhaltige Sanierungen kristallisieren sich für die Immobilienwirtschaft zunehmend als – steiniger – Königsweg für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen heraus. Von nachhaltigen Sanierungen sprechen wir im Rahmen dieses Leitfadens grundsätzlich dann, wenn sie zu Gebäuden führen, die in der Errichtung, im Betrieb und beim allfälligen Rückbau möglichst wenig Ressourcen benötigen und die gleichzeitig ressourcenarm hergestellt sowie für Mensch und Umwelt nicht schädlich sind.

 

Damit ist eine Reihe unterschiedlicher Themen angesprochen, die bei den konkreten Sanierungsvorhaben jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Der Leitfaden orientiert sich an der Perspektive von Auftraggeber:innen, das heisst in der Regel Gebäudeeigentümer:innen. Was sind die Problemlagen, mit denen Auftraggeber:innen im Zusammenhang mit nachhaltigen Sanierungen konfrontiert sind? Was können Auftraggeber:innen tun, um bestehende Hindernisse zu überwinden? Des Weiteren bietet die Publikation einen Überblick und zeigt Zusammenhänge auf.

 

 

Netto-Neuversiegelung gleich NULL! Leitfaden zur Reduzierung der Bodenversiegelung im ländlichen Raum

Arbeitsgruppenleitung: Dominik Philipp, Dietrich | Untertrifaller & Christoph Müller-Thiede, M.O.O.CON

 

Netto-Neuversiegelung gleich NULL! Leitfaden zur Reduzierung der Bodenversiegelung im ländlichen Raum

Dieser Leitfaden widmet sich der Entwicklung im ländlichen Raum. Österreich ist derart strukturiert, dass sehr viele Menschen in Dörfern, Marktgemeinden und kleinen Städten fernab der Ballungszentren leben und arbeiten. Viele politische Maßnahmen zielen aber auf größere Städte ab, auch gibt es für Mobilität (ÖPNV) oder Nutzungsmix in urbanen Gebieten vielfach bereits gute, erprobte Lösungen. Darüber hinaus spitzt sich die Lage aufgrund der topografischen Situation Österreichs und aus den oben genannten Gründen im ländlichen Raum dramatisch zu – dieser Leitfaden soll hier Lösungsansätze aufzeigen.

 

 

 

Prozessmodell für Hybridbau und modularen Systembau

Arbeitsgruppenleitung: Wolfgang Kradischnig, DELTA, Felicitas Stocker, DELTA PODS & Lukas Kral, Dietrich | Untertrifaller

 

Prozessmodell für Hybridbau und modularen Systembau

Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftssektor mit maßgeblichem Impact auf Mensch und Umwelt – im Bereich des Rohstoff- und Energieverbrauchs, des Transport- und Abfallaufkommens und nicht zuletzt im Bereich der CO₂-Emissionen durch Baustoffherstellung, Gebäudeerrichtung und -nutzung. Trotz dieser bedeutsamen Rolle hat es in der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten zwar Bemühungen gegeben, die Energieperformance im Lebenszyklus von Gebäuden zu verbessern, größere Produktionsveränderungen und Produktivitätssprünge im Bereich der Gebäudeerrichtung hat es, vergleicht man es mit anderen Branchen, aber kaum gegeben. Dieser Leitfaden führt eine aus der Vorfertigung resultierende Prozessbetrachtung durch und erstellt einen objektiven Kriterien entsprechenden, aus einer materialneutralen Haltung entstehenden, Wegweiser zur Darstellung eines idealtypischen Prozessmodells.

 

 

Reflexionsstrahlung (Albedo Effekt) im Gebäudesektor

Arbeitsgruppenleitung: Susanne Formanek, GRÜNSTATTGRAU

Reflexionsstrahlung (Albedo Effekt) im Gebäudesektor

 

Die Albedo ist definiert als das Verhältnis zwischen der von einer Oberfläche reflektierten Strahlung und der auf sie einfallenden Strahlung. Die geringe Albedo von städtischen Oberflächen ist charakteristisch für den Wärmeinseleffekt bzw. Urban Heat Island Effekt (UHI) in Metropolen. Durch erhöhte Rückstrahlung von (Sonnen) Strahlen (genannt Albedo) können die Temperatur und der Urban Heat Island Effekt gesenkt werden. Dieser Leitfaden formuliert konkrete Empfehlungen und Maßnahmen für eine klimaresiliente Stadt und ihre Gebäude.

 

 

Vergabe-Compliance: Die Selbstreinigung nach dem Bundesvergabegesetz

Arbeitsgruppenleitung: Berthold Hofbauer, Heid & Partner Rechtsanwälte

 

Vergabe-Compliance: Die Selbstreinigung nach dem Bundesvergabegesetz

Die Vergabe-Compliance ist als neue Staatspflicht gesetzlich verankert. Compliance im Sinne von Regelkonformität und Wohlverhalten kann auf dem Gebiet des Vergaberechts jedoch unterschiedlichste Formen annehmen. Das zentrale Ziel ist die dokumentierte Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen und Günstlingswirtschaft. Die Einhaltung einer proaktiv gelebten und dokumentiert „sauberen“ Vergabekultur ist gesetzliche Verpflichtung und (letztlich) auch eine Imagefrage für alle Akteure der öffentlichen Beschaffung. Ein wichtiger Grundsatz der Vergabe-Compliance ist dabei die Sicherstellung des freien, fairen und lauteren Wettbewerbs. Damit einhergehend ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme von Bietern an Vergabeverfahren deren sogenannte berufliche Zuverlässigkeit. Der Leitfaden widmet sich in diesem Zusammenhang dem Thema des Verlustes der Zuverlässigkeit (z.B. aufgrund von Preisabsprachen) und zeigt auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um im Rahmen einer sogenannten Selbstreinigung die vergaberechtliche Zuverlässigkeit wieder erlangen zu können.

 

 

Hier kommen Sie zu den weiteren Publikationen und Videos der IG LEBENSZYKLUS BAU: https://ig-lebenszyklus.at/publikationen/


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Unser Energiehunger ist zu groß: Fünf konkrete Energiespartipps für jedes Unternehmen

Margot Grim-Schlink: „Der Umstieg auf erneuerbare Energieträger ist wichtig, aber unser Energiehunger ist zu groß und definitiv nicht ganzjährig durch Erneuerbare zu decken. Wir brauchen ein Umdenken unseres Bedarfs und Quick Wins, und zwar jetzt. Klare, einfache Programme, die helfen, die Energieeinsparpotenziale schnell auszuschöpfen. In diesem Zusammenhang ist auch die rechtliche Umsetzung des neuen Energieeffizienzgesetzes besonders wichtig.“

 

Fehlende klare Vorgaben führen derzeit dazu, dass viele Unternehmen aufgrund der erhöhten Energiepreise unvorbereitet zur Selbstinitiative gezwungen sind. Wichtig ist die Verpflichtung von rasch umsetzbaren Aktivitäten, wie etwa die Erstellung von Energieaudits und/oder die Führung von Energiemanagementsystemen für Unternehmen bzw. Organisationen mit hohem Energieverbrauch – so wie im ausgelaufenen Energieeffizienzgesetz, das nur für Großunternehmen gültig war. Auch die fehlende Umsetzung von Vorgaben der Gebäuderichtlinie bremst die Energiewende. So ist es erforderlich, dass alle Gebäude ab 290 Kilowatt Anschlussleistung über eine Gebäudeautomation verfügen. Derzeit wissen laut Grim-Schlink aber nur wenige, dass es diese Vorgaben überhaupt gibt bzw. wie diese zu interpretieren sind.

 

„Wir stehen als Verband den Unternehmen gerne beratend zur Seite. Die gewerblichen Einsparungspotenziale sind enorm. Bei Gebäuden mit komplexer Gebäudetechnik, bei denen unterschiedliche Wärme-, Kälte- und Lüftungsanlagen ineinandergreifen, liegt ein Einsparpotenzial von 10 bis 30 Prozent“, betont Grim-Schlink. „Viele wissen gar nicht, wie viel wirtschaftliches Potenzial in ihren Gebäuden steckt und wie leicht es zu heben ist.“

 

Quick Wins: Fünf konkrete Energiespartipps für jedes Unternehmen

  1. Umstellung der Betriebszeiten der Anlagen auf den wirklichen Bedarf.
  2. Anlagenregelung auf versteckte bzw. unbewusste Mängel und/oder Fehlsteuerungen überprüfen.
  3. Überdenken des eigentlichen Bedarfs: Braucht es bspw. wirklich in Bürogebäuden 23° im Sommer sowie Winter oder könnte man nicht auch mit 26° bzw. 21° leben? Ähnliches gilt für Luftwechselraten oder für Serverräume, die auch bei 25° einwandfrei laufen.
  4. Mitarbeiter:nnen einbinden: Motivieren der Belegschaft energiesparend zu handeln (z.B. Anpassen des Lüftungsverhaltens) bzw. Energiespartipps zu melden.
  5. Investive, passive Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umsetzen, wo es möglich ist. Das sind beispielsweise das Anbringen einer außenliegenden Verschattung oder die thermische Verbesserung der Gebäudehülle.

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Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit – IG LEBENSZYKLUS BAU und ÖGNI vereinbaren aktive Kooperation zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft

Von links: Stephan Heid (IG LEBENSZYKLUS BAU), Peter Engert (ÖGNI) und Wolfgang Kradischnig (IG LEBENSZYKLUS BAU) nach der Vertragsunterzeichnung am 5. Juli 2022. (c) Leo Hagen

 

Bisherige Arbeitsergebnisse beider Verbände sollen dabei noch stärker von der Kommunikations- auf die Umsetzungsebene gebracht und Investor*innen durch ÖGNI und IG LEBENSZYKLUS BAU direkt beraten werden.

Gestartet wird mit dem für die Branche so wichtigen Thema „EU-Taxonomie“. Eine gemeinsame Veranstaltung ist hier für den kommenden Herbst geplant.

 

Gemeinsames Sprachrohr für mehr Nachhaltigkeit

 

Seit rund 10 Jahren verstehen sich ÖGNI und IG LEBENSZYKLUS BAU als treibende Kräfte der nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft in Österreich. Diese Kräfte zu bündeln, macht insbesondere vor dem Hintergrund der zahlreichen aktuellen Herausforderungen rund um Klimawandel und Ressourcenverknappung und der damit einhergehenden verstärkten Notwendigkeit für Auftraggeber wie Auftragnehmer, nachhaltiger zu agieren, Sinn.

 

„Nicht nur die EU Taxonomie, mit der wir in unserer Kooperation starten, sondern auch Urban Mining oder Klimaneutrale Gebäude sind Themen, die ein gemeinsames Vorgehen unserer Verbände brauchen“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau und Mitinitiator der Kooperation.

 

„Ich halte es für eine absolute Notwendigkeit, dass zwei so breit aufgestellte und seit vielen Jahren erfolgreiche Verbände bei den wichtigen Themen der Branche zusammenarbeiten. Bei ÖGNI und IG Lebenszyklus Bau macht dies insbesondere deshalb Sinn, da sich die Verbände in ihrer Arbeit optimal ergänzen,“ ist Peter Engert, ÖGNI-Geschäftsführer, überzeugt.

 

„Leuchtturmprojekt“ EU Taxonomie

 

Als erstes „Leuchtturmprojekt“ wurde das Thema „EU-Taxonomie“ definiert. Hier ergibt sich eine besondere Dringlichkeit, da, basierend auf den von den ÖGNI-Auditoren durchgeführten Überprüfungen, ca. 95% der Gebäude in Europa die Kriterien der EU-Taxonomie nicht erfüllen (Es braucht daher in diesem Bereich verstärkt Information und Beratung hinsichtlich einer taxonomiekonformen Errichtung und Sanierung von Bauwerken). Während bei Neubauprojekten die Vorgaben der Taxonomie in Österreich größtenteils bereits erfüllt sind, ergibt sich für den Bestand eine stark steigende Nachfrage hinsichtlich taxonomiekonformer Sanierung von Bauwerken.  


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Lebenszyklus im Blick: Mehr Bewusstsein für die Finanzierung von Bauprojekten

Hans-Peter Baumgartner, HYPO NOE Leasing GmbH
Hans-Peter Baumgartner, HYPO NOE Leasing GmbH

Wir freuen uns die HYPO NOE Leasing GmbH seit 2022 als Mitgliedsunternehmen der IG LEBENSZYKLUS BAU begrüßen zu dürfen. Die HYPO NOE Leasing ist mit einer Bilanzsumme von rd. EUR 2,7 Mrd. Marktführer beim Immobilienleasing für die öffentliche Hand. Die HYPO NOE Leasing ist Kompetenzführer und hat langjährige Erfahrung bei „Maastricht-schonenden“ Finanzierungsstrukturen mit Ländern und dem Bund. Die HYPO NOE Leasing ist als Produktspezialist speziell für großvolumiges Projektgeschäft ausgerichtet und im Rahmen der Produktspezialisierung ein verlässlicher Partner Baufirmen und für Unternehmen aus dem Facility Management. Im Rahmen der PPP-Modelle erfolgt die Umsetzung entsprechend dem Lebenszyklus-Ansatz.

 

Vorstellung der HYPO NOE Leasing GmbH durch Hans-Peter Baumgartner

 

Was erwarten Sie von der Mitgliedschaft bei der IG Lebenszyklus Bau?

Die HYPO NOE Leasing ist eine 100 Prozent Tochter der HYPO NOE Landesbank Niederösterreich und Wien AG. Der Schwerpunkt unseres Geschäftsfeldes ist die Finanzierung und soziale Infrastruktur. Hier insbesondere von Krankenhäusern, Pflegeheimen als auch im Bildungsbereich, wie zum Beispiel das Institute of Science and Technology Austria, in Maria Gugging oder auch die Donau Universität in Krems. Wir erwarten uns durch den Beitritt in die IG LEBENSZYKLUS BAU insbesondere einen interessanten Austausch über aktuelle Entwicklungen im Bau- und Immobiliensektor.

 

Welche Aspekte und Erfahrungen möchten Sie in unser Netzwerk miteinbringen?

Unser Beitrag zur IG LEBENSZYKLUS BAU soll vor allem jener sein, dass wir mehr Bewusstsein für die Anforderungen für uns als Kreditgeber bei der Finanzierung von Bauprojekten schaffen. Insbesondere wird das Thema Nachhaltigkeit von Objekten ein immer wichtigeres Kriterium für die Finanzierbarkeit sein.

 

 

Lebenszyklus im Blick: Hans-Peter Baumgartner, HYPO NOE Leasing GmbH

Im Rahmen der Serie "Lebenszyklus im Blick" melden sich die Mitglieder der IG Lebenszyklus Bau regelmässig zu aktuellen Themen rund ums Planen, Bauen, Betreiben und Finanzieren von Bauprojekten zu Wort.

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Krieg in der Ukraine verlangt Besinnung auf lebenszyklisches Bauen und Branchensolidarität

IG LEBENSZYKLUS BAU schlägt konkrete Maßnahmen und einen nationalen Schulterschluss der Bau- und Immobilienbranche vor // Rückenwind für lebenszyklisches Denken

 

„Eine auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität basierende Raum- und Gebäudeentwicklung und eine partnerschaftliche Projektkultur sind so akut und dringend erforderlich wie noch nie“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG LEBENSZYKLUS BAU. Denn Bauverzögerungen und Baustopps sind vor dem Hintergrund von Preissprüngen und Lieferengpässen bereits jetzt zu beobachten und werden in naher Zukunft das tägliche Geschäft beherrschen. Mit einem von der IG LEBENSZYKLUS BAU vorgeschlagenen Maßnahmenmix soll ein nationaler und partnerschaftlicher Schulterschluss der Bau- und Immobilienbranche zur Bewältigung der bereits eintretenden und kurz bevorstehenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen erreicht werden.

 

Drohende Kurzarbeit und Insolvenzen trotz hoher Auftragsbücher

 

Stephan Heid, stellvertretender Sprecher der IG LEBENSZYKLUS BAU, zufolge sind die Auftragsbücher eigentlich voll. Dennoch drohen Kurzarbeit und Insolvenzen. Eine Herausforderung, der man laut Heid nur kollektiv begegnen könne: „In den nächsten Wochen und Monaten ist die Solidarität zwischen Auftraggeber*innen und Auftragnehmer*innen gefragt. Wir suchen daher bereits das Gespräch mit Vertreter*innen der führenden Bau- und Immobilienunternehmen, führenden privaten und öffentlichen Auftraggeber*innen und Auftragnehmer*innen der Branche.“

 

Maßnahmen-Mix für einen nationalen Schulterschluss der Branche

 

„Wer nachhaltig bauen und betreiben will, muss bei der Organisation und den Prozessen beginnen sowie sämtliche Beteiligten frühzeitig einbinden“ – nach diesem Motto arbeiten bei der IG LEBENSZYKLUS BAU rund 80 Mitgliedsunternehmen laufend an aktuellen Fragen der Branche. Dementsprechend wurden nun kurz- und mittelfristige konkrete Maßnahmen formuliert, die einen nationalen und partnerschaftlichen Schulterschluss der gesamten Bau- und Immobilienbranche Österreichs ermöglichen sollen:

 

  • Neue Bewertung von wechselseitigen vertraglichen Leistungen: Findung einer tragfähigen Lösung von Auftraggeber*innen- wie von Auftragnehmer*innenseite
  • Angemessene Vorhaltekosten bei Bauunterbrechungen
  • Einräumen von alternativen Bau- und Bauproduktlösungen
  • Temporäres Aussetzen von vertraglich festgelegten Bauzeiten und Forcierungsmaßnahmen
  • Sofortiger Stopp der Umwidmungen von Agrar- in Bauflächen
  • Erarbeitung von Beschäftigungsgarantien für die Arbeitnehmer*innen der Bau- und Immobilienbranche für die kommenden Monate
  • Nachdenken über Solidaritätsfonds der Big Player zugunsten der KMU-Zulieferer und Subunternehmen, um deren wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern

 

Das Arbeitsprogramm 2022 der IG LEBENSZYKLUS BAU soll wie gehabt Branchenmitglieder sowie Vertreter*innen privater und öffentlicher Bauherren dabei unterstützen, ihre Raum- und Gebäudeentwicklung lebenszyklusorientiert und prozessoptimiert zu gestalten. Wolfgang Kradischnig: „Die aktuelle Situation hat Auswirkungen auf viele unserer Themen. Gleichzeitig sind wir überzeugt davon, für viele aktuelle Herausforderungen Lösungsansätze bieten zu können“. So beschäftigen sich zahlreiche Mitgliedsunternehmen etwa mit der zügigen Umstellung von Gas auf erneuerbare Energieträger, staatliche Förderungen sowie Bestandssanierungen zur Ressourcenschonung und CO2-Einsparung.

 


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Unsere Arbeitsgruppen 2022 – Klimawandel, Verknappung und Social Impact

 

Im kommenden Jahr erwartet Sie ein umfangreiches Arbeitsprogramm: In 9 Arbeitsgruppen werden aktuelle Themen rund um Klimawandel, Verknappung und Social Impact intensiv bearbeitet.  In diesen Arbeitsgruppen entwickeln wir Lösungen für gesellschaftliche und ökonomisch-ökologische Herausforderungen, verbreiten unsere Expertise und bilden starke Netzwerke. Als Ideenmotor der Bau- und Immobilienwirtschaft schaffen wir Innovationen für eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft von morgen.

 

2022_Grafik_Wechselwirkung_AGs

(c) Choat – stock.adobe.com

CO2-Emissionen durch Mobilität auf der Baustelle

 

  • Quantifizierung der CO2-Emissionen
  • Entwicklung von Berechnungsmethoden
  • Vergleiche von Standorten

 

AG-Leitung: Klaus Reisinger, iC consulenten

(c) petrmalinak/Shutterstock.com

Klimaneutralität & Kreislaufwirtschaft im Bauwesen

 

  • Kreislauffähige und digitale Planung
  • Anwendung kreislauffähiger Bauprodukte
  • Potenziale, Best Practices und Use Cases

 

AG-Leitung: Anna-Vera Deinhammer, Stadt Wien | Gerhard Kopeinig, ARCH+MORE ZT GmbH

(c) onephoto – stock.adobe.com

EU Taxonomy: Auswirkungen auf die Bau- und Immobilienwirtschaft II

 

  • Analyse der beiden neu veröffentlichen Umweltziele
  • Geforderte Angaben und benötigte Datengrundlagen
  • Identifikation nationaler Baselines

 

AG-Leitung: Stefan Rufera, KPMG Austria | Christian Plas, denkstatt

(c) fran_kie/Shutterstock.com

Umsetzungsmodelle für nachhaltige Sanierungen

 

  • Maßnahmen für Energieeffizienz
  • Erarbeitung von Problemlagen, weshalb es nicht zu thermisch-energietechnischen Sanierungen kommt
  • Lösungsmodelle für die unterschiedlichen Problemlagen

 

AG-Leitung: Margot Grim-Schlink, e7

www.pixabay.com

AG Reflexionsstrahlung (Albedo Effekt) im Gebäudesektor

 

  • Reflexionsvermögen von Gebäuden
  • Klimatische und umwelttechnische Konsequenzen

 

AG-Leitung: Susanne Formanek, GRÜNSTATTGRAU

 

 

(c) Babaroga/Shutterstock.com

Zukunftsfähige Raumordnung und Quartiersentwicklung

 

  • Bodenverbrauch und fortschreitende Zersiedelung
  • Leerstandsaktivierung im urbanen und suburbanen Raum
  • Multifunktionale Quartiere

 

AG-Leitung: Dominik Philipp, Dietrich | Untertrifaller | Christoph Müller-Thiede, M.O.O.CON

(c) Parradee – stock.adobe.com

Nachhaltigkeitsrecht: Lieferkettengesetz in der Praxis

 

  • Europäisches Lieferkettengesetz
  • Menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten entlang von Lieferketten
  • Erarbeitung konkreter Handlungsanleitungen und Vertragsklauseln

 

AG-Leitung: Markus P. Beham, Universität Passau | Stephan Heid, Heid und Partner Rechtsanwälte

Foto erstellt von wirestock – www.freepik.com

Unternehmens-Compliance

 

  • Analyse neuer Gesetzesvorgaben und Compliance-Anforderungen an Unternehmen
  • Anforderungen an ein Compliance-Management-System
  • Nachhaltigkeit, Lohn und -Sozial-Dumping, Schwarzarbeit und Preisabsprachen / Wettbewerbsverzerrung

 

AG-Leitung: Berthold Hofbauer | Heid und Partner Rechtsanwälte

Foto erstellt von DCStudio – de.freepik.com

Prozessmodell für hybrides und modulares Bauen

 

  • Praxisrelevanz von hybriden und modularen Bauweisen
  • Industrielle Vorfertigung von Bauteilen, Bauelementen und ganzen Raumzellen
  • Planungsablauf, Abwicklungsmodelle und Anwendungsfälle

 

AG-Leitung: Wolfgang Kradischnig, DELTA | Lukas Kral, Dietrich | Untertrifaller

Um sich für diese Arbeitsgruppe anzumelden, wenden Sie sich bitte an: office@ig-lebenszyklus.at

Wenn Sie Interesse haben, Mitglied der IG Lebenszyklus Bau zu werden und von einem exklusiven Netzwerk zu profitieren, fordern Sie bitte das Antragsformular an und senden es ausgefüllt an unsere Geschäftsstelle zurück:

> Mitglied werden


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Mehr Tempo in Sachen Klimaschutz: Nachbericht zum 11. Kongress der IG LEBENSZYKLUS BAU

Deutlich mehr Tempo in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit für den Gebäudesektor forderte die IG LEBENSZYKLUS BAU im Rahmen ihres 11. Jahreskongresses, der am 21. Oktober in Wien von rund 200 Branchenvertreter*innen sowie zahlreichen Auftraggeber*innen besucht wurde. Im Hinblick auf die aktuelle Klimakrise brauche es jetzt mehr denn je verantwortungsvolle Branchenteilnehmer und Bauherren, die – öffentlich wie privat – das große Nachhaltigkeitspotenzial der Branche ausschöpfen. Die IG LEBENSZYKLUS BAU bietet Unterstützung mit neun Leitfäden, die aktuelle Themen wie Greenwashing, Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft, EU-Taxonomie, Bodenversiegelung, Gebäudetechnikplanung sowie kooperative Projektführung aufgreifen. Die strategischen Leitthemen des Vereins beschreiben umfassende Ansätze für Politik und Wirtschaft, um einen umweltgerechten Bau- und Immobiliensektor zu realisieren.

„Es ist wirklich fünf vor zwölf. Unsere Branche ist laut Schätzungen der UN zufolge weltweit für rund 40 Prozent der energiebezogenen CO2-Emissionen sowie für mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Wir müssen diesen unglaublichen Hebel, den wir hier haben, jetzt nutzen. Diese Verantwortung wahrzunehmen, muss höchste Priorität für alle sein, die für unser Stadt-, Raum und Gebäudeumfeld tätig sind“, so Wolfgang Kradischnig, DELTA, seit Juni 2021 Sprecher der IG LEBENSZYKLUS BAU.

Dieser Aufgabe sieht man sich bei dem vor rund zehn Jahren gegründeten Verein, der seit 2019 unter dem Schwerpunkt „Gebäude und Raum“ die Wechselwirkungen zwischen Gebäude und Raum und ihre Auswirkungen auf die Stadt-, Raum- und Gebäudeentwicklung analysiert, bestens gewappnet. Rund 100 Expert*innen aus der Branche sowie öffentliche und private Auftraggeber*innen haben sich 2021 mit entsprechenden Strategien für eine nachhaltige und klimaschützende Bau- und Immobilienwirtschaft auseinandergesetzt.

 

Hier finden Sie einen Überblick über die Publikationen aus dem Jahr 2021: https://ig-lebenszyklus.at/aktuelles/publikationen-2021/

Green Deal – Eine Jahrhundertchance (nicht nur) für die Baubranche

 

In seiner den Kongress eröffnenden Keynote betonte der frühere Bundesminister und EU-Kommissar Franz Fischler die einzigartigen Chancen für die österreichische Wirtschaft, die durch den Europäischen Green Deal möglich werden: „Was wir jetzt brauchen, ist die Transformation der Gesellschaft und aller Wirtschaftssparten: Die Herausforderung ist umfassend, kein Wirtschaftssektor soll warten und zuschauen, bis die anderen etwas tun. Im Gegenteil „speed wins“. Europa ist in vielen Umwelttechnologien führend. Rechtzeitige Transformation eröffnet die Chance, aus den Notwendigkeiten wirtschaftliche Erfolge zu machen. Genau das ist und wird auch die Hauptaufgabe der Bau- und Immobilienbranche sein“.

In der zweiten Keynote betonte der Stuttgarter Architekt und Autor Werner Sobek die zentrale Rolle der Bauindustrie in der Klimakrise. „Rund 50 Prozent der Emissionen, die ein Gebäude im Laufe seines Bestehens verursacht, werden bereits in der Produktionsphase erzeugt und ausgestoßen. Keine der bisherigen Bauregulierungsmaßnahmen setzt hier an. In der Branche muss ein massives und rasches Umdenken stattfinden. Die Bauindustrie verursacht im Jahr 10 Milliarden Tonnen Müll. Dass sind 320 Tonnen Abfall in der Sekunde. Bauschutt wird dabei in der Regel nicht recycelt, sondern abgelagert. Doch viele Deponien in Industrieländern nehmen keinen Bauschutt mehr auf. Das hat zur Folge, dass Müll in andere Länder transportiert wird. Diese Schwertransporte belasten die Umwelt noch zusätzlich. Der aktuelle Baustoffverbrauch beträgt 100 Milliarden Tonnen im Jahr. Das heißt: Pro Sekunde werden 3.200 Tonnen Material aus der Erde gefräst, zu Baustoffen verarbeitet, dabei über die halbe Welt verfrachtet, bis schließlich mit ihnen gebaut wird. Um genauso viel bauen zu können wie Industriestaaten, müssten Entwicklungsländer in Summe 2.200 Gigatonnen Baustoffe erhalten. Das ist das Doppelte des aktuell weltweit Gebauten“.

 

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